Vergleich der historisch-kritischen mit der
biblisch-historischen Methode
Bernhard Oestreich, Ph.D.
Einleitung
In dem Buch Biblische Hermeneutik von Gerhard Maier
(1990, 24) setzt er seinen Ausgangspunkt für die Hermeneutik mit folgenden
Worten:
„Haben wir unsere Aufgabe richtig definiert, nämlich die Bibel gemäß ihrem
eigenen Anspruch zu verstehen, und haben wir mit Recht beobachtet, daß die
Bibel der einzigartigste ‘Gegenstand’ ist, dann kann unser hermeneutischer
Ansatz nur so aussehen, daß wir konsequent von der Offenbarung ausgehen, die
uns in Gestalt der Bibel begegnet. Der Ansatzpunkt muß streng und ständig die
Offenbarung selber sein.“
Aus zwei grundsätzlichen
Aussagen wird hier die Richtung für die hermeneutische Aufgabe gewonnen.
Erstens wird festgestellt, daß die Methode der Auslegung dem auszulegenden Text
angemessen sein muß. Zweitens wird die Bibel definiert als ein Text, der den
Anspruch der Offenbarung erhebt. Maier hat an anderer Stelle (1975, 59-62)
ausführlich beschrieben, wie sich in der Schrift selbst ihr Anspruch finden
läßt, Offenbarung Gottes zu sein.
In einem Aufsatz von Hans
Weder „Zum Problem einer ‘christlichen Exegese’“ (1992, 10 f.) schreibt er:
„Massgeblicher Ausgangspunkt der folgenden Überlegungen ist, dass der
christliche Glaube von allem Anfang an in einem intimen Verhältnis zur Geschichte gestanden hat. Dies erkennt man
schon daran, dass weite Teile des Neuen Testaments nichts anderes wollen als
die Geschichte Jesu von Nazareth erzählen. Freilich sind sie nicht darauf
beschränkt, jene Geschichte bloss um ihrer selbst willen zu erzählen. Die
Geschichte des Menschen Jesus von Nazareth ist vielmehr von grundlegender
Bedeutung für den Glauben an Gott und
insofern folgenreich für die Existenz jedes Menschen. Wer als Historiker diese
bestimmte, im eigentlichen Sinne des Wortes theologische Weise des Umgangs mit
der Geschichte feststellt, ist damit auf das äusserst enge Verhältnis des
Glaubens zur Geschichte aufmerksam geworden.“
Die Konsequenz für die
Hermeneutik lautet:
„Sofern man ... davon ausgeht, dass eine angemessene Hermeneutik nicht
bloss eine von den konkreten Textphänomenen unabhängige Technik darstellt,
sondern immer auch ein Korrelat ihres Gegenstandes ist, muss sie sich
sinnvollerweise an der Eigenart ihres Gegenstandes orientieren. ... Folglich
muss die Hermeneutik des Neuen Testaments immer eine geschichtliche Hermeneutik
sein.“
Wieder haben wir zwei
Aussagen. Es wird genau wie bei Maier festgestellt, daß eine Hermeneutik der
Schrift sich an dieser Schrift orientieren muß. Zweitens wird aber ganz anders
als bei Maier die Bibel als ein Buch der Geschichte bestimmt.
Weder steht für eine -
wenn auch modifizierte - „historisch-kritische Methode“, weil diese dem
geschichtlichen Charakter der Schrift entspricht. Maier vertritt eine
„biblisch-historische Methode“ der Auslegung und betont dabei, daß nur diese
der Schrift angemessen sei. Die Differenz besteht also darin, wie das Wesen der
Schrift bestimmt wird. Wer hat recht?
I. Die zwei Seiten der Erkenntnis
Die Bibel ist ein Buch der Offenbarung und der Geschichte
Buch der Offenbarung
Ist die Schrift ein Buch
der Offenbarung? Unter Offenbarung wird dabei verstanden, daß wir in der Bibel
Wahrheit erfahren, die von Gott kommt, die Menschen nicht selbst wissen können,
z.B. die Wahrheit der Liebe Gottes, seines Erlösungswillens, seines Planes für
die Zukunft der Welt, der Bestimmung des Menschen und des Willens Gottes für
ihn. Ist die Bibel ein Buch der Offenbarung dieser Wahrheit? Ganz bestimmt.
Buch der Geschichte
Aber ist die Bibel nicht
auch ein Buch der Geschichte? Sicher wird in ihr Geschichte erzählt: Geschichte
der Erzväter, Geschichte Israels vom Auszug aus Ägypten bis zum Exil und dem
Neubeginn danach. Immer ist es die Geschichte Gottes mit den Menschen. Und dann
steht in der Bibel vor allem die Geschichte Jesu von seiner Geburt bis zum Tod
am Kreuz und der Auferstehung. Weiter finden wir die Geschichte der ersten
Christen von Jerusalem hin zur Ausbreitung des Evangeliums bis in die
Welthauptstadt Rom. Warum wird diese Geschichte erzählt? Man könnte meinen, die
Geschichte Gottes mit den Menschen ist uns aufgeschrieben wegen der darin
beispielhaft enthaltenen Wahrheiten.
Von Mose werde erzählt, weil er ein so demütiger Mann war. Nicht seine
Geschichte sei wichtig, sondern die „Moral von der Geschicht“: dem Demütigen
gibt Gott Gnade. Von Jesus würde erzählt, weil er die Liebe Gottes verkörperte
und die Liebe vorlebte. Nicht Jesu Geschichte sei wichtig, sondern sein Modell
und Vorbild der Liebe, dem wir nachzueifern haben. Aber das stimmt nicht, die
Bibel sagt es anders. Nicht das Beispiel Jesu erlöst uns, sondern sein Sterben.
Wir erfahren in der Bibel nicht solche
Lehren - wie etwa physikalische Lehrsätze -, über die wir dann als unser Wissen
verfügen könnten - verfügen müßten aus unserer Kraft. Sondern in Jesus hat Gott
Geschichte gemacht, hat etwas geschehen lassen, und dieses Geschehen geschah zu
unserem Heil. Ohne die Geschichte wäre unser Glaube nichts. Deshalb legt die
Bibel so großen Wert auf die Augenzeugen, ist sie so sorgfältig in ihrer
historischen Überlieferung, betont sie das Wirken Gottes in der menschlichen
Geschichte. Deshalb schaut sie voraus auf den Messias, erzählt von ihm und
blickt zurück auf die Inkarnation des Gottessohnes, die in Palästina geschah
zur Zeit Herodes des Großen und die bis zur Statthalterschaft des Pilatus
dauerte. Ist die Bibel ein Buch der Geschichte? Ganz bestimmt.
Bibel umfaßt Geschichte und Lehre
Wir können nicht anders
als feststellen: Beides ist richtig. Die Bibel lehrt die Wahrheit Gottes und konfrontiert mit der Geschichte Gottes mit den Menschen. Wir haben es mit einer Polarität
zu tun, die doch zusammengehört. Dazu ein paar Textbeispiele:
Denn als erstes habe ich euch weitergegeben, was ich auch empfangen habe:
Daß Christus gestorben ist für unsere Sünden nach der Schrift; und daß er
begraben worden ist; und daß er auferstanden ist am dritten Tage nach der
Schrift; und daß er gesehen worden ist von Kephas, danach von den Zwölfen.
(1Kor 15,3-5)
Es handelt sich hier um
ein altes Bekenntnis der Christen, was Paulus wohl aus der ersten Gemeinde in
Jerusalem übernommen hat (paralambanein und paradidonai sind Termini der Überlieferung). Was wird gesagt?
Jesus ist gestorben, wurde begraben und ist am dritten Tag auferstanden und den
Jüngern begegnet. Das sind historische Ereignisse: Personen werden genannt
(Jesus, Petrus, die Zwölf), Zeitangaben sind dabei (3.Tag). Zu diesen historischen
Angaben kommt aber sofort eine theologische Deutung, also Lehre („für unsere
Sünden“), die auf frühere Deutungen zurückverweist („nach der Schrift“).
[Jesus] sprach: Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist
herbeigekommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium. (Mk 1,15)
Hier haben wir die
Zusammenfassung der Verkündigung Jesu am Anfang des Markusevangeliums. Hier
wird eine historische Aussage gemacht: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes
ist nahe gekommen. Diese zeitbezogene Aussage wird aber in einen Zusammenhang
gestellt mit früheren Aussagen und Ereignissen, die für dieses Ereignis eine
Verheißung sind (Stichworte „erfüllt“ und „Reich Gottes“).
Noch viele andere Zeichen tat Jesus vor seinen Jüngern, die nicht
geschrieben sind in diesem Buch. Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt,
daß Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben
das Leben habt in seinem Namen. (Jh 20,30f)
Am Schluß des Evangeliums
gibt der Verfasser sein Ziel zu erkennen. Er beschreibt Ereignisse, was Jesus
gesagt und getan hat (historisch). Aber er nennt diese Ereignisse „Zeichen“,
sie weisen auf eine Wahrheit hin: Jesus ist der Christus, der Sohn Gottes.
Die Bibel bringt also
beides: Geschichte und Lehrwahrheit. Und obwohl sie wie Gegensätze
gegenüberstehen, sind sie doch untrennbar miteinander verbunden.
Wesen und Aufgabe von Geschichte und
Lehrwahrheit
Wesen der Geschichte
Wir haben es also in der
Bibel mit einem Doppelten zu tun. Auf der einen Seite ist sie Geschichte. Was
ist das Wesen der Geschichte? Geschichte ist personbezogen. Eine Person kann
man nicht berechnen, nicht festlegen. Man wird von ihr überrascht, selbst wenn
man sie gut kennt. Wer eine Person zu berechnen versucht, macht sich von ihr
ein Bild, ist „fertig“ mit ihr. Gerade der Liebende bekennt, nie „fertig“ zu
sein mit der geliebten Person. Weil Geschichte personbezogen ist, kann man auch
sie nicht berechnen, man kann sie nur nacherzählen. So vielfältig wie Personen
sind, so vielgestaltig ist Geschichte. Wer Menschen in Uniformen steckt,
benutzt sie. Wer sie liebt, schaut auf die Vielfalt, auf das Detail, auf die
Eigenheiten und Besonderheiten. Da kommt große Verschiedenheit zu tage. Da
zeigen sich große Unterschiede, ja sogar Gegensätze. Wer sich für die
Geschichte der Menschen interessiert, wird auf die Vielfalt im Detail achten und nicht gleich auf große Gesetze und
Regeln abstrahieren.
Das gilt besonders für
die Geschichte in der Bibel. Sie hat es zu tun mit dem, was Gott tut, vor allem
in Jesus. Das ist überraschend. Das ist einmalig. Nachträglich kann man dann
auch Linien ausziehen, zum Beispiel sagen, daß sich Weissagung erfüllt. Aber
kausale Erklärungsmuster werden ihr nicht gerecht. Berechnen kann man Gott noch
viel weniger als man Menschen berechnen kann. Auch seine Verheißungen geben
Gott nicht in menschliche Hand. (Was sich sehr schön an der falschen Auslegung
von Jesaja 37,33-35 durch die Zeitgenossen Jeremias sehen läßt: Jer 26-28.)
Geschichte Gottes mit den Menschen ist auch überraschend konkret, ist nicht nur
ein Gedanke, sondern mit Augen zu sehen, mit Ohren zu hören und mit allen Sinnen
zu erfassen (1Jh 1,1-3). Dieser Geschichte wird man nur gerecht, wenn man auf das Detail achtet und weiß, daß man
nie „fertig“ ist mit ihr.
Wesen der Lehre
Auf der anderen Seite der
Polarität ist die Wahrheit, die Lehre. Sie hat es mit dem Allgemeinen zu tun,
mit den Prinzipien. Wenn wir uns als Menschen mit jedem Detail liebevoll beschäftigen
würden, bekämen wir nie einen Überblick über die Welt. Deshalb abstrahieren
wir, reduzieren die Fülle auf wenige (oft willkürlich festgelegte) Grundlinien.
Es ist, als ob man die Welt aus einem Satelliten sieht: die Details, die
Schönheit einer Landschaft, das Angesicht eines lieben Menschen, das ist alles
verloren. Dafür aber gewinnt man „Übersicht“. Große Linien und Zusammenhänge
werden sichtbar, die uns helfen, uns zurechtzufinden. Die „Naturgesetze“ z.B.
sind solche Leitlinien, mit denen wir uns in der Fülle der Erscheinungen
orientieren.
So auch in der Bibel: die
Theologie des Paulus ist so eine Übersicht - er hat sie nirgends geschrieben,
sondern sich konkret an Gemeinden in ihrer Situation gewandt, aber wir finden
uns in der Fülle seiner Gedanken nur zurecht, wenn wir die „historischen“ Details ausblenden und eine Gesamtschau
versuchen. Wir suchen nach den „Gesetzmäßigkeiten“, nach dem, was „richtig“
ist. Die Heilsgeschichte „von Paradies zu Paradies“ ist auch so eine Überschau,
so ein reduktionistischer Versuch, die Fülle der Ereignisse des Wirkens Gottes
mit dieser Welt in ein System zu bringen. Diese Zusammenschau hat ihre Stärke
darin, daß sie die Einheit zeigt, daß
sie Gottes Tun und Gottes Wesen faßbar und verständlich macht. Sie sagt, was
bei Gott richtig ist, wie er die Geschichte von ihrem absoluten Ende her sieht.
Grenzen und Schwächen
Grenzen
Wann aber ist die
Gesamtschau „fertig“? Wir stoßen hier auf die Grenzen der Lehraussagen. Erst,
wenn alle Details einbezogen, alle Faktoren berücksichtigt sind, könnte die
volle Wahrheit formuliert werden. Die Theologie des Paulus wäre erst dann
endgültig klar, wenn man jedes Textdetail voll versteht. Die Heilsgeschichte
wäre erst dann ganz verstanden, wenn die Geschichte an ihrem Ende angekommen
ist und man alle Auswirkungen kennt. Oder man müßte, weil die Geschichte heute
noch nicht zu Ende ist, die Zukunft lückenlos kennen und jedes zukünftige
Ereignis berücksichtigen. Das ist uns jedoch nicht gegeben. So spricht die
Bibel davon, daß alles Erkennen, gerade auch das geistliche und prophetische
Wissen, „Stückwerk“ bleibt (1Kor 13,9).
Aber auch die Bemühung um
Geschichte hat ihre Grenzen. Welche? Wer Geschichte erforscht, möchte wissen,
wie es war. Ideal wäre die Position des Beobachters eines Ereignisses. Aber
diese Position kann er nicht erreichen, weil inzwischen Zeit vergangen ist.
(Weder, 13) So sind Urteile über vergangene Ereignisse immer nur Wahrscheinlichkeitsurteile.
Wir stellen fest: Jede Betrachtungsweise der Bibel hat ihre Grenzen.
Schwächen
Die Bemühung um Geschichte und um Lehrwahrheit hat aber nicht nur sozusagen
„natürliche“ Grenzen, sondern ist auch mit Schwächen behaftet.
Geschichtsforschung kämpft gegen die menschliche Schwäche des Vergessens. Für
jedes Ereignis gilt, daß es mit der Zeit in der Erinnerung verblaßt. Vieles,
was gewesen ist, wissen wir heute nicht mehr. Was aber vergessen ist, kann
nicht beitragen zu der Fülle der Details, die erst die Geschichte ausmachen.
Das Vergessen ist nicht nur ein Ergebnis der Schwäche unseres Gedächtnisses, es
ist auch ein Ergebnis der Wertung von Ereignissen durch den, der sich an
Geschichte erinnert oder sie erforscht. Vieles ging deshalb verloren, weil es
nicht für wichtig gehalten wurde. Eine Schwäche der Geschichtsforschung ist
also auch die Fehleinschätzung, die Fehldeutung durch Historiker.
Auch die Bemühung um
Lehrwahrheit hat mit Schwächen zu kämpfen. Die Zusammenschau setzt voraus, daß
abstrahiert wird, daß also viele Details ausgeblendet werden, einige Details
dagegen konstituierend sind. Wer trifft da die richtige Auswahl? Ein Beispiel:
Sind die Texte entscheidend, die von der Befreiung vom Gericht durch Christus
sprechen (Jh 3,18), oder die, die sagen, daß auch der Gläubige ins Gericht
kommt (2Kor 5,10)? Eine Auswahl, die zur Abstraktion verwendet wird, kann sehr
einseitig sein. Auch die Gestalt, die die Abstraktion annimmt, ist abhängig von
mancherlei Vorverständnissen, von Denkstrukturen, von der Art unserer Logik,
die durchaus nicht bei allen Menschen gleich ist. Wenn wir es gewöhnt sind, in
dialektischen Gegensätzen zu denken, werden wir solche Systeme entwerfen. Wenn
wir an das Entwicklungsdenken gewöhnt sind, wird sich das auch in unseren
Systemen zeigen. Wer die Lehren der Schrift erforscht, kämpft mit den Schwächen
der Einseitigkeit, mit den Grenzen des Denkens, mit dem Mißverstehen.
Beide Betrachtungsweisen
der Bibel haben mit den Schwächen des Menschen zu ringen. Wie kann man die
Bibel dennoch erforschen?
Beide sind aufeinander angewiesen
Geschichtsforschung braucht die
Lehrwahrheit
Geschichte und
Lehrwahrheit sind zwar Gegensätze (das eine zielt auf Konkretes, das andere auf
Allgemeines, das eine sucht Freiheit, das andere Gesetzmäßigkeit), diese
Gegensätze jedoch gehören auch zusammen. Wir hatten gesagt, daß der Historiker
vergangene Ereignisse in ihrer Einmaligkeit erforscht. Das ist zweifellos
richtig und doch nicht genug. Denn Geschichtsforschung ist immer auch eine
Auswahl von Ereignissen, eine Zusammenschau und eine Deutung. Es geht nicht
ohne Auswahl, weil man nie alles berichten kann. Frühere Ereignisse werden auf
spätere bezogen und werden so erst in ihrer Bedeutung erkannt (Weder, 14). Was
wir als die Schwäche und Grenze der historischen Forschung erkannt haben, das
Vergessen, auch daß nur Wahrscheinlichkeitsurteile möglich sind, das
überspringt der Historiker gleichsam, indem er aus dem Feld der Lehrwahrheit
Anleihen macht. Wer Geschichte erforscht ohne die verallgemeinernde
Zusammenschau verliert ihren Sinn, hat nur noch unverbundene Ereignisse, einen
orientierungslosen Pluralismus.
Wenn Johannes schreibt,
daß Jesus noch viel mehr gesagt und getan hat, er aber nur einiges ausgewählt
hat, dann konnte er nur auswählen, was nicht vergessen worden war. Und in
dieser Auswahl ist schon eine Deutung, denn Johannes hielt die Taten Jesu, die
er berichtet, für konstitutiv für seine Überzeugung, daß Jesus der Christus
ist. Welche Ereignisse von Bedeutung sind, das konnte Johannes jedoch erst im
Nachhinein, im Licht der Auferstehung Jesu, im gläubigen Nachdenken über die
Ereignisse erkennen. Die Auswahl und Deutung setzt also schon eine
Verallgemeinerung voraus, eine Lehrwahrheit. Das gilt nicht nur für die
Geschichte Jesu, sondern für alle Geschichtsschreibung. Sie ist den einzelnen
Ereignissen verpflichtet, und muß doch eine Gesamtschau voraussetzen, um eine (besser) zu erkennen.
Lehrwahrheit braucht die Beobachtung der
historischen Details
Umgekehrt ist aber auch
die Lehrwahrheit nicht ohne die Beobachtung der (zeitlichen, geschichtlichen)
Einzelheiten möglich. Denken wir uns eine einfache Lehrwahrheit wie das Gesetz
der Schwerkraft. Ist sie wirklich von so zeitloser Geltung, wie man meist
annimmt? Man hat diese Gesetze doch nur dadurch formulieren können, indem
man eine Fülle von Einzelbeobachtungen
zusammentrug und verallgemeinerte. Und was geschieht, wenn neue Beobachtungen
gemacht werden (z.B. durch neue Meßtechnik, durch Erforschung neuer Bereiche)?
Dann kann es sein, daß das Gesetz neu formuliert werden muß, wie es beim
Übergang von der Newtonschen Mechanik zur Relativitätstheorie geschah. Schon
früher einmal waren die „ehernen Gesetze“ des aristotelischen Weltbilds durch
Detail-Beobachtungen des Kopernikus und anderer Forscher veraltet. Was für
Naturgesetze gilt, gilt noch viel mehr für die Lehre vom Menschen und von der
Gesellschaft (z.B. Psychologie, Soziologie, Religionsgeschichte). Lehrwahrheit
sucht das Abstrakte, kann aber ohne das Konkrete (empirische Forschung) nicht
sein. (Schlatter, 1928, 15, sagt, daß das Gebot, das für alle gilt, doch immer
wieder konkret werden muß, man muß es in seiner Situation praktizieren. Weder
Abstraktion noch Kasuistik kann eine absolute Allgemeinheit des Gebotes Gottes
erreichen.) Die Schwäche der Lehrwahrheit, daß sie Stückwerk bleibt und leicht
der Einseitigkeit verfällt (Systemzwang), wird gleichsam korrigiert durch den
beständigen Rückgriff auf konkrete Einzelbeobachtungen, also durch die Leistung
des „anderen Lagers“, durch die historische Betrachtung. Wer Lehrwahrheit sucht
ohne den Blick auf das Einzelne, das Besondere, das Einmalige, der verliert
zuerst die Menschlichkeit, die Liebe (die das Besondere sucht), verliert aber
am Ende auch die Wirklichkeit selbst, die er zu beschreiben sucht.
Wir haben es also bei
Geschichte und Lehrwahrheit mit einem spannungsvollen Miteinander zu tun.
Beides gehört zur Bibel. Daß beide Seiten so spannungsvoll gegenüberstehen ist
nicht eine Schwäche der Bibel, daß sie keine ausgeglichenere Botschaft vermittelt,
sondern eine Schwäche des menschlichen Begreifens, daß er die Wirklichkeit
nicht spannugsfrei wahrnehmen kann. (Das gilt übrigens von vielen Bereichen der
Wirklichkeit.)
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II. Was bedeutet das für die Auslegung
der Bibel?
Zwei Ansätze der Hermeneutik
Wenn beides richtig ist:
die Bibel, die uns sowohl Wahrheit offenbart als auch Geschichte erzählt -
wovon soll dann die Hermeneutik bestimmt sein? Jeder der zwei Seiten der
Bibelerkenntnis entspricht eine hermeneutische Methodik.
Die historische Auslegung
Sie wird meist
„historisch-kritische“ Auslegung genannt. Der Name ist irreführend. Er enthält
eine polemische Komponente, eine Spitze sozusagen. Das Stichwort „kritisch“
zeigt an, daß diese Auslegung kritisieren will. Was will sie kritisieren? Sie
wendet sich ganz bewußt gegen eine Auslegung, die aus der Bibel nur
Satzwahrheiten herausliest, die in der Kirche als Dogmen gelten. Sie
widerspricht den kirchlichen Lehren, die als unumstößliche Offenbarung Gottes
feststehen und die durch Beweistexte untermauert werden. Die Texte können gar
nichts anderes sagen, als was in der Kirche schon gilt. Dagegen setzen die
historisch arbeitenden Theologen die freie
Untersuchung des Kanons (so ein Titel von J. S. Semler, 1771). Sie machen sich
frei von der dogmatischen Auslegung und wenden sich der historischen Erforschung der Bibel zu. Das historische ist ihr
Wesensmerkmal. Wie weit sie wirklich frei sind, wie konsequent historisch, das
ist eine andere Frage, auf die ich noch eingehen werde.
Die historische Methode
macht es sich zur Aufgabe, die Ereignisse in ihrer Besonderheit wahrzunehmen. Dazu gehört, daß sie es vermeidet, die
Aussagen der Bibel gleich in ein zeitloses System zu fassen. Wenn Paulus z.B.
schreibt, daß die Frau, wenn sie in der Gemeinde auftritt, eine der Sitte
entsprechende Haartracht (oder Kopfbedeckung) tragen soll, dann nimmt
historische Auslegung diese Aussage nicht als zeitloses Gesetz, sondern fragt
nach den damaligen Umständen, nach der Situation in Korinth, nach den
Denkvoraussetzungen des Paulus usw. Daß der 1.Korintherbrief ein von heute aus
gesehen sehr alter Text ist, daß Paulus beim Schreiben nicht an uns gedacht
hat, das alles gehört zum genauen Wahrnehmen der Details. Der Text wird als
etwas Einmaliges, Besonderes, auch „Fremdes“ wahrgenommen. Er sagt etwas, was
wir uns heute nicht selber sagen können, was nicht selbstverständlich ist, was
wir auch nicht einfach aus unserer Erfahrung ableiten können.
Nun glauben wir, daß
Paulus diesen Text durch Gottes Geist geschrieben hat. Wird der Text durch
Inspiration zeitlos? Ganz offensichtlich nicht, denn das Koiné-Griechisch
spricht man heute nicht mehr, die Argumentationsweise des Paulus ist nicht
unsere, und die Haarmode (oder Kopfbedeckung) von damals, an die Paulus dachte,
ist längst nicht mehr modern. Nun könnte man sagen, wir müssen diesen Text mit
anderen zusammenschauen und daraus die zeitlosen Prinzipien entnehmen und
danach handeln. Das wäre aber der Ausstieg aus der historischen Methode und ein
Überwechseln in das andere Lager der Lehrwahrheit. Und da sagt die historische
Methode: das wollen wir nicht, jedenfalls nicht so schnell. Denn dann sind wir
zu schnell bei den Systemen und nicht mehr bei den historischen Details, bei
der Vielfalt der Menschen und Situationen. Beachten wir: Der historisch
arbeitende Ausleger bleibt wegen der historischen
Eigenart der Bibel, genauer: um
Gottes willen, bei der historischen Methode. Er sagt: Wenn wir zur Lehrwahrheit
wechseln, dann begegnen wir Gott nicht als dem, der in der Geschichte etwas tut
(z. B. der Geschichte der Gemeinde Korinth). Dann hören wir nicht wirklich, was
dieser Text sagt. Und wenn wir nicht genau hinhören, dann kann der Text die
Kirche nicht mehr kritisieren oder gar reformieren. Daher kam der lange
Widerstand der Kirchen gegen diese Methode: Man fürchtete die Kritik an der
dogmatischen Wahrheit. Jedoch: weil die Bibel (auch) ein Buch der Geschichte
ist, hat die historische Methode ein Recht.
Die „theologische“ Auslegung
G. Maier verwendet für
seine Auslegung die Bezeichnung „biblisch-historische Methode“ (1990, 332).
Auch dieser Name enthält eine polemische Spitze. Die Bezeichnung ist gewählt in
bewußtem Kontrast zur historisch-kritischen Methode. Mit dieser Bezeichnung
wird zum Ausdruck gebracht, daß diese Methode biblisch sei, die
historisch-kritische Auslegung dagegen nicht biblisch, obwohl diese sich ja
auch mit der Bibel beschäftigt. Außerdem ist die Bezeichnung irreführend. Diese
Methode ist nicht historisch in dem
Sinn, wie es die oben beschriebene historisch Methode sein will. (Maier, 1990,
332 f. begrenzt ausdrücklich die Tragweite des „Historischen“; er setzt voraus,
daß „‘biblisch’ der Oberbegriff ist.“) Ich will sie die dogmatische oder noch
besser theologische Auslegung nennen,
und diese Bezeichnung ist in der Vergangenheit auch oft gebraucht worden.
Die theologische
Auslegung geht, wie Maier ganz klar sagt, von der Offenbarung aus. Sie
untersucht zwar auch die Geschichte, aber gewissermaßen wie eine Vorstufe, um
dann zur offenbarten Wahrheit zu kommen. Diese Wahrheit umfaßt sowohl
theologische Aussagen (z.B. Jesus ist unser Erlöser) als auch historische
Aussagen (z.B. Jesus rief Lazarus aus dem Grab). Bei der historischen Wahrheit
jedoch kommt es nicht so sehr auf die Details an - soviel, wie in der Bibel
berichtet wird, ist genug -, sondern auf die Richtigkeit. Ziel ist nicht die Darstellung der Fülle und Vielfalt
dessen, was da alles an Einmaligem und Unerwartetem passiert ist, sondern die Zusammenschau, der Plan Gottes und die
(bis heute gültige) Aussage dieser
Ereignisse, die Prinzipien. Darin zeigt sich die andere Fragerichtung als bei
der historischen Methode.
Wenn in der Bibel z.B.
erzählt wird, daß Jesus bei Jericho zwei Blinde geheilt hat (Mt 20,29-34), dann
geht es der theologischen Auslegung darum zu zeigen, daß sich in diesem
Ereignis Jesu heilschaffende Gottesmacht erweist (daher ist wichtig, daß dieses
Wunder wirklich passiert ist), daß sich darin Jes 35,5f erfüllt, daß Gott auch
heute noch Wunder tun kann. Daß es allerdings im Parallelbericht des Markus (Mk
10,46-52) nur ein Blinder ist, damit
kann diese Methode nicht so gut umgehen. Sie könnte zwar sagen, es gibt eben
kleine Differenzen in der Überlieferung, jeder Evangelist schreibt es auf seine
Weise. Aber das wäre ein Überwechseln in das Lager der historischen Methode.
Und das will die theologische Auslegung nicht, jedenfalls nicht so schnell.
Denn dann sind wir zu schnell bei der auseinanderstrebenden Vielfalt. Da finden
wir dann eine Theologie des Matthäus und eine des Markus, da haben wir dann am
Ende Widersprüche in der Bibel. Beachten wir: Wegen der Eigenart der Bibel, genauer: um Gottes willen, bleibt der
theologische Ausleger bei seiner Methode. Weil Gott sich offenbart hat, weil er
die Einheit der Schrift verbürgt, deshalb hat die „theologische“ Auslegung ihr
Recht.
Versuche, die Spannung zu lösen
Liberale Theologie
Die historische wie die
theologische Auslegung berufen sich auf Gott und auf die Eigenart der Bibel.
Beide haben auch gute Gründe. Und doch stehen sie manchmal gegeneinander, ja ihre
Vertreter bekämpfen sich sogar. Geschichte und Lehrwahrheit sind ein spannungsvolles Paar, das sich in der
Bibel findet (wie überhaupt im menschlichen Leben). Entsprechend spannungsvoll
ist die Auslegung der Bibel. Gibt es da nicht eine Lösung?
Ja, sagte die liberale Theologie: Die Bibel spricht
durchaus von Offenbarungswahrheit, aber die historische Betrachtung muß das
letzte Wort haben. Letztlich gilt nur, was sich historisch erweisen läßt
(Troeltsch, 1898 [1971]: Prinzip der Kritik). Und das sind die Ereignisse, die
dem entsprechen, was zu allen Zeiten erwartet werden kann (Prinzip der
Analogie), und die sich in die kausale Kette des Weltlaufs einordnen lassen
(Prinzip der Korrelation). Deutlich ist der Vorrang der historischen
Betrachtungsweise zu merken. Das klingt sehr ungläubig, als gäbe es keinen
Gott. Aber das wäre Troeltsch gegenüber ungerecht. Er war überzeugt, in den
durch historische Forschung erwiesenen Ereignissen Gott zu finden. Er glaubte
nämlich, daß sich Gott durch seinen Geist im natürlichen Lauf der Geschichte
manifestiert, daß die Geschichte auf das Ziel zustrebt, das Gott ihr gesetzt
hat. Hier ist gleichsam die Spannung zwischen Offenbarungswahrheit Gottes und
Geschichte Gottes aufgelöst, indem die Offenbarungswahrheit in die Geschichte
mit „hineingezogen“ wurde. Das war nur möglich durch eine optimistische
Geschichtsschau, die im Sinne Hegels (These, Antithese, Synthese) der
Geschichte selbst zutraute, das Gute hervorzubringen. (Diese Geschichtsschau
wurde von F. C. Baur (†1860) und die Tübinger Schule in die Theologie
übernommen - Geschichte ist Selbstentfaltung des Geistes [Gottes]. Damit
standen sich historische und theologische Auslegung nicht mehr wie vorher
unverbunden gegenüber.)
Wird diese Auslegung dem
Anspruch gerecht, historisch zu sein? Ist sie wirklich offen für das
Unerwartete, die Vielfalt? Wie steht es mit der Unableitbarkeit historischer
Ereignisse, wenn das Prinzip der Analogie und Korrelation gelten soll?
„Diese Allmacht der Analogie schließt aber die prinzipielle Gleichartigkeit
alles historischen Geschehens ein, die freilich keine Gleichheit ist, sondern
den Unterschieden allen möglichen Raum läßt, im übrigen aber jedesmal einen
Kern gemeinsamer Gleichartigkeit voraussetzt, von dem aus die Unterschiede begriffen
und nachgefühlt werden können.“ (Troeltsch, 1898 [1971], 108)
Hier ist Gleichheit über die - noch zugestandenen - Unterschiede
gestellt. Ein solches Vorgehen gibt wegen der Geschichtsvorstellung ihren historischen Ansatz auf. Troeltsch hat eine
Theorie, ein System, eine Lehre, die für ihn eine Glaubenslehre war, über die
Ereignisse der Geschichte gelegt. Diese Auslegung ist nicht weniger dogmatisch
als die, gegen die sie kämpft. Mit Recht ist dieser Ansatz kritisiert worden,
nicht nur vom Offenbarungsansatz her (Maier, 1990, 170: „Sobald aber die
Geschichte durch das Rationale ersetzt wird, wird die Bibel zum Lehrgesetz“;
auch 235), sondern auch vom Geschichtsansatz her (z.B. Karl Barth, 1922 [1924],
X): „Kritischer müßten mir die Historisch-Kritischen sein!“ (Vgl. Stuhlmacher,
1986, 244: „Prinzip des Vernehmens“).
Evangelikale Theologie
Einen anderen Versuch,
die Spannung zwischen Geschichte und allgemeiner Lehrwahrheit zu lösen, findet
sich in der evangelikalen Theologie. Hier wird gesagt: Geschichtliche Erforschung
der Bibel ist nötig, schließlich erzählt sie uns die Geschichte Gottes mit den
Menschen. Es wird sogar großer Wert darauf gelegt, daß die geschichtlichen
Ereignisse wirklich stattgefunden haben. Aber diese geschichtliche Erforschung
hat das Ziel, die berichteten Ereignisse in einer besonderen Gottesgeschichte,
der Heilsgeschichte zusammenzufassen. Hier wird also eine theologische (nicht
wie bei Troeltsch philosophische) Geschichts-Überschau zum Maß gemacht. Eine
solche Überschau kann kein Mensch aus der Geschichte selbst ableiten, sie ist
nicht das Ergebnis der Erforschung geschichtlicher Details. Und das wird auch
gar nicht behauptet. Es wird klar gesagt, daß bei der Offenbarung angesetzt
wird. Maier weiß (1990, 167): „Die Geschichte ist immer reicher als ein
System.“ Aber gerade das ist das Problem, denn auch die Heilsgeschichte ist ein
System! Hier ist gleichsam die Geschichte mit ihrer Vielfalt und ihrer
Unberechenbarkeit in die Lehre „hineingezogen“. (Maier, 1990, 180: „Geschichtliche
Forschung ist, wenn man sie richtig versteht, kein Gegner der Offenbarungstheologie,
sondern ihre Folge.“ 183: „Stattdessen muß der Glaube an den sich offenbarenden
Gott und das Vertrauen zu seiner Offenbarung vorausgehen [meine Hervorhebung], bevor wir die geschichtliche
Erforschung der Bibel in Angriff nehmen. ... Die Offenbarungswahrheit besitzt
für ihn [den Ausleger] einen höheren Wert als jede ‘Wahrheit’ außerhalb der
Offenbarung.“) Dieser Ansatz wird der Vielfalt der biblischen Überlieferung
nicht gerecht. Das - durchaus aus der Bibel abgeleitete - Konzept der
Heilsgeschichte ist auch nur eins neben anderen.
Versuche, sich voneinander zu trennen
Konsequente historische Auslegung
Andere lehnen eine
Versöhnung zwischen den beiden Auslegungsrichtungen ab. Historische und
„theologische“ Auslegung stehen sich dann in großer Unversöhnlichkeit
gegenüber. Die eine Seite will mit der anderen nichts zu tun haben.
Die konsequenteste
historische Auslegung findet sich wohl bei Klaus Berger (Hermeneutik des NT,
1988). Er macht wirklich damit ernst, daß Geschichte grundsätzlich unableitbar
ist, daß alle soziologischen, ökonomischen, theologischen oder sonstwelchen
Systeme das Hinhören auf die Ereignisse beeinträchtigen. Ein Zusammenhang
zwischen Ereignissen (eine „Allgemeinheit“), auf den ein Geschichtsforscher ja
nicht verzichten kann, entsteht nur, solange ein Ereignis von Menschen als
bedeutsam eingeschätzt wird. Das geschieht aufgrund von entdeckten Analogien.
Wenn man keine Analogien (mehr) entdeckt, ist die Bedeutsamkeit zu Ende. Er
spricht von „begrenzten Allgemeinheiten“. Dieser Entwurf relativiert die
biblischen Berichte und Aussagen. Konsequenterweise trennt Berger strikt
zwischen Exegese und Applikation. Applikation, also die Suche nach den Analogien,
ist kein Geschäft der Auslegung. Dazu braucht es ein „Gespür für Wirksamkeit“.
Wird nicht jeder ein anderes Gespür haben? Entscheidet am Ende
Durchsetzungskraft, also letztlich menschliche Macht?
Konsequente Ablehnung der historischen
Methode
Die konsequente Ablehnung
historischer Auslegung findet sich unter pietistischen Auslegern. Die
historische Untersuchung der Bibel wird als ein Versuch gewertet, die
Verbindlichkeit ihrer Aussagen zu untergraben. Deshalb wird einfacher Gehorsam
gegen alle Schriftaussagen gefordert.
Ein Beispiel ist die Auslegung von 1Tim 2,1-12 im Zusammenhang mit der Diskussion
über die Ordination der Frau. In diesem Text stehen Hinweise zu Bischöfen und
Diakonen. Weil dort vorausgesetzt wird, daß die Leiter der Gemeinde Männer
sind, wird Frauen keine leitende Funktion zugebilligt. In diesem Text nach
Zeitbedingtem wie Kultur, Sitte, soziologischer Umbruchsituation in der
hellenistischen Welt zu fragen, würde die Autorität dieses Gotteswortes
beeinträchtigen. Dieser Text setzt allerdings auch voraus, daß die
Gemeindeleiter verheiratet sind und Kinder haben. Warum gehorcht man dem nicht,
warum ordiniert man kinderlose Prediger? Wer entscheidet, wo Gehorsam nötig ist
und wo nicht? Die Tradition, die Mehrheit, die Mächtigen?
Als Begründung für die
Ablehnung der historischen Methode wird genannt, daß die historische Auslegung
den menschlichen Verstand über die Bibel stellt. Ein Beispiel ist der Streit
darum, wie die Einheit der Bibel vorzustellen ist. Wenn sich Unterschiede in
den biblischen Aussagen zeigen, ist die historische Auslegung gern bereit, das
auf die zeitbedingten Vorstellungen der Autoren zurückzuführen. Das aber wird
von ihren Gegnern als Versuch gewertet, die Göttlichkeit der Bibel in Frage zu
stellen. Gott ist der Autor der Bibel, also kann sie sich nicht widersprechen.
Andersherum: Wenn es in der Bibel Aussagen gäbe, die sich widersprechen, dann
ist die Glaubwürdigkeit hinfällig. Das aber ist alles Logik des Menschen! Menschliche Logik bestimmt,
was in der Bibel stehen kann und was nicht. (Ganz ähnlich in der Argumentationsstrukutur:
Gott hat die Bibel gegeben, er kann nicht lügen, also ist die Bibel
irrtumsfrei.) Auch die den historischen Rationalismus bekämpfenden Ausleger
stehen also in Gefahr, den Verstand über die Bibel zu setzen. Wir merken: der
Rationalismus ist eine Versuchung sowohl für die historisch-kritischen Ausleger
als auch ihre Gegner. (Es steht noch aus, den Rationalismus in vielen Lehren
aufzudecken, z.B. in den oft so detailreichen Deutungen des Erlösungsvorganges,
des Ursprungs des Bösen, des Endgerichtes, den Schwierigkeiten mit der
Trinität.)
Eine spannungsvolle, aber notwendige
Auseinandersetzung
Gegenseitige Korrektur
Ob nun historische
Auslegung von theologischer oder theologische von historischer nichts wissen
will, in jedem Fall entfernt man sich von der Bibel und gerät in Schwierigkeiten.
Beide Seiten brauchen jeweils die Korrektur der anderen.
Was heißt das? Die
historische Auslegung muß im Zusammenhang der Glaubenslehre und im Leben der
Kirche stehen (Stuhlmacher, 1986, 250 ff.). Sie braucht die ständige
Provokation durch die Theologie. Sie darf nicht allein stehen.
Andererseits muß die
theologische Auslegung immer wieder in das Licht der Geschichte gestellt
werden. Sie braucht die ständige Provokation durch die geschichtlichen Details.
Gerade die Details, die nicht ins System passen, sind eine ständige Mahnung,
die Grenzen der Systeme nicht zu übersehen. Auch die theologische Auslegung
darf nicht allein stehen. Ich verwende hier das Wort Provokation, damit
deutlich wird, daß es nicht um einen friedlichen Ausgleich geht. Die Spannung
kann nicht aufgelöst, sie muß ausgehalten werden.
Jede Methode hat ihre Aufgabe
Es geht aber nicht nur um
die gegenseitige Korrektur. Wir können auch deshalb auf keine der beiden
Methoden verzichten, weil wir auf das, was die beiden Methoden für unser Leben
leisten, angewiesen sind.
Was leistet die
historische Auslegung? Zu wissen, wie es damals war, kann ja nicht der einzige
Sinn sein. Wozu sollte ich das wissen? Die Leistung der Geschichtsforschung ist
die Vergewisserung über Identität (Weder, 1992, 20). Wer wir Menschen sind,
wissen wir aus unseren Erfahrungen in der Geschichte. Das gilt für den
einzelnen Menschen. Wer ich bin, weiß ich nur, weil ich mich erinnern kann,
weil ich weiß, was ich erlebt habe und was mich geprägt hat. Das gilt aber auch
für Gruppen von Menschen: Völker beziehen ihre Identität aus ihrer Geschichte.
Auch die Gemeinde identifiziert sich durch ihre Geschichte. Das war von Anfang
an in der Christenheit so: Die Jesusüberlieferung erzählt die Erfahrungen der
Nachfolger mit Jesus, die Apostelgeschichte erzählt die Geschichte der
Christenheit. So gewann man Gewißheit, wie im Prolog des Lukasevangeliums (Lk
1,1-4) sehr klar gesagt wird. Und auch für uns als Adventgemeinde gilt: Solange
wir nicht vergessen, wie der Herr uns geführt hat, brauchen wir um unsere
Identität nicht zu fürchten (in Anlehnung an ein bekanntes Wort von E. G.
White). Identitätskrisen in der Gemeinde entstehen nicht durch den Verlust von
Lehren, sondern durch den Verlust von Geschichte und historischer
Betrachtungsweise!
Was leistet die
theologische Auslegung? Zu wissen, was die Wahrheit ist, was richtig ist, ist
ja kein theoretisches Spielchen. Zu Verstehen, was theologisch richtig ist, muß
zum richtigen Handeln führen. Handeln möchte ich hier sehr weit fassen und das
Aushalten, auch manchmal das Nicht-Handeln mit einbeziehen. Zur theologischen
Auslegung gehört auch, wenn man aus der Geschichte lernen will. Denn dann
werden die geschichtlichen Ereignisse zu Beispielen für allgemeine Normen. Es
wird also von ihrer Einmaligkeit, Besonderheit abstrahiert (Weder, 1992, 18
f.). Nicht zufällig hat die theologische Auslegung ihre Stärke darin,
praxisrelevant und gemeindebezogen zu sein.
Auch in der Wirkung zeigt
sich wieder, wie die beiden Auslegungsweisen aufeinander angewiesen sind: Wer
entscheiden und handeln will, braucht eine klare Identität. Wer seinen Weg
nicht durch Erinnerung zurückverfolgen kann, hat auch keine Richtung nach vorn.
Wer aber entscheidet und handelt, bestimmt sofort wieder seine Identität, denn
er schafft ja neue Erinnerung.
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III. Die Bibel als Gottes Wort
Göttliche und menschliche Seite der
Bibel nicht trennbar
Die spannungsvolle
Einheit der beiden Zugangsweisen zur Bibel hat nichts damit zu tun, daß die
Bibel zugleich ein menschliches und, wie wir glauben, ein göttliches Buch ist.
Es geht nicht, die göttliche Seite und die menschliche Seite auf den
historischen und theologischen Zugang zur Schrift aufzuteilen. Nicht die
Ereignisse sind menschlich zu erforschen, die Prinzipien dagegen sind göttlich
(Bultmann). Umgekehrt sind auch nicht die Dogmen menschlich (kirchlich), die
Geschichte dagegen ist göttlich (Tübinger Schule). Die beiden Seiten der Betrachtung
sind eine Spannung des Lebens überhaupt, und die Bibel hat daran Anteil. In
jeder Betrachtungsweise findet sich also Menschliches und Göttliches.
Der Glaube ist methodisch nicht
abzusichern
Das bedeutet: Wer sich
der Bibel menschlich nähert, der findet darin historische Ereignisse berichtet.
Er wird, wenn er wirklich Historiker und nicht versteckter Dogmatiker ist,
diese Ereignisse mit mehr oder weniger großer Wahrscheinlichkeit zur Kenntnis
nehmen. Er wird die erzählten Ereignisse mit späteren Ereignissen bis hin zu
seinem eigenen Leben in Beziehung setzen und sich fragen, welche Identität sich
für ihn selbst und seine Mitmenschen daraus ergibt. Glaube ist das noch nicht.
Es mag sein, daß er einfach feststellt, daß er in einer christlich geprägten abendländischen
Kultur steht.
Wer sich der
Wahrheitsfrage in der Bibel menschlich nähert, der findet darin Überzeugungen
ausgedrückt, die sich in Handlungen niederschlugen. Er wird sich fragen, ob und
wie weit die biblische Lehre auch für ihn Handlungsnorm sein kann. Glaube ist
das noch nicht. Vielleicht stellt er fest, daß die Bibel ein ethisch
respektables Buch ist.
Sowohl die Bibel
geschichtlich zu erforschen als auch nach ihrer Lehre zu suchen, das schafft
noch keinen Glauben. Aber es ist doch ein notwendiger Schritt auf dem Weg zum
Glauben und ein immer wieder notwendiger Prozeß für den Gläubigen. Diese Seite
der Auslegung der Bibel ist für Gläubige wie auch für Ungläubige einsehbar, sie
ermöglicht die Kommunikation zwischen ihnen. Wenn man vom Ausleger schon vor
dem Aufschlagen der Bibel den Glauben an die göttliche Autorität dieses Buches
fordert (Maier), dann schließt man dieses Buch für viele Menschen zu.
Und doch gilt: die Bibel
zielt auf den Glauben. Wer die Schriften liest, soll sich in einer Gottesgeschichte vorfinden, soll Gottes Weisung für sich entdecken. Das
aber ist methodisch nicht abzusichern. Darum wird der gläubige Bibelleser
beten, bevor er die Schrift aufschlägt.
Die Bibel verlangt nicht Glauben, sie
schafft ihn
Wie zuverlässig ist die
Bibel? Wer die Bibel als natürlicher Mensch liest, wird historische Aussagen
finden, die immer nur Wahrscheinlichkeitsaussagen sein können. Und er wird
Lehrwahrheiten finden, die immer nur Stückwerk bleiben. Ich spreche hier nicht
von einem kritischen Lesen, das den Geschichtsaussagen nicht glaubt und die
Lehrwahrheiten für falsch hält. Selbst bei größtem Vertrauen in die Schrift
findet man als natürlicher Mensch keine absolute Sicherheit, weder bei
Geschichte noch bei Lehre. Und doch ist damit die Glaubwürdigkeit der Bibel
nicht verloren, wie man manchmal hören kann: eine Unsicherheit mache das ganze unsicher. Wir vertrauen uns
ständig anderen Menschen an, auch wenn wir wissen, daß sie fehlerhaft sind, daß
es keine absolute Sicherheit gibt. Warum sollen wir für die Bibel mehr fordern
als im normalen Leben? Das gehört zu Gottes Weg, daß er sein Wort in unsere
Welt gegeben hat. Wollen wir es anders verlangen? „Im Grunde regt sich in
diesem Murren doch nur der Undank, der das, was uns gegeben ist, mißachtet und das
begehrt, was wir nicht haben und nicht haben können“ (Schlatter, 1928, 29).
Wenn man im natürlichen Leben bereit ist, unvollkommenen Menschen zu vertrauen,
dann kann man auch der Bibel vertrauen, selbst wenn sie menschlich gesehen
keine absolute Sicherheit bietet. Gott verlangt vom Menschen, der sich der
Bibel nähert, kein größeres Vertrauen als das, was er im normalen Leben auch
aufbringt. Und wir als Gläubige haben auch kein Recht, mehr zu verlangen. Die
Willigkeit, hinzuhören, sich auf die fremden Gedanken einzulassen, das genügt.
Daraus kann Glaube werden, ein Vertrauen wachsen, auf das wir zu leben und
sterben bereit sind. Aber daß dieser Glaube wächst, ist durch hermeneutische
Methode nicht mehr abzusichern.
Inspiration ist das Bekenntnis zur göttlichen
Seite der Schrift
In welchem Sinn sprechen
wir von Inspiration der Bibel? Ein natürlicher Mensch, der die Bibel liest,
sieht nichts von der Inspiration. Und doch kann er die Bibel mit Gewinn lesen,
ja es ist möglich, daß er durch sein Lesen zum Glauben kommt. Der Glaube an die
Inspiration der Bibel ist nicht die Voraussetzung zum Lesen der Bibel. Aber
wenn durch Gottes Geist, der die Schreiber der Bibel erfüllte und ohne den das
letzte Ziel der Bibel nicht erreicht werden kann („geschrieben, damit ihr
glaubt“, Jh 20,31), im Menschen den Glauben geweckt hat, dann wird dieser
Mensch sagen: Hinter diesem Wort steht Gott. Hier höre ich nicht nur
Menschenwort, sondern, was es in Wahrheit ist, Gottes Wort (1Thess 2,13). Diese
Erfahrung drückt die Christenheit insgesamt durch die Lehre von der Inspiration
der Schrift aus. Zugleich drückt sie die Erwartung aus, daß Gott sich erneut
wirksam erweisen wird beim Studium der biblischen Bücher.
In Jesus sind Geschichte und
Lehrwahrheit eins.
Geschichte und Lehrwahrheit
in der Bibel bilden eine spannungsvolle Einheit. Sie scheinen gegeneinander zu
stehen und gehören doch zusammen. Die vielleicht kürzesten Formeln dieser
spannungsvollen Einheit von Geschichte und Lehrwahrheit finden sich im
Johannesprolog und in den Abschiedsreden Jesu. „Das Wort wurde Fleisch“ (Jh
1,14). „Wort“ steht für offenbarte Wahrheit, für das, was von Anfang war.
„Fleisch“ steht für die geschichtliche Person, das Einmalige, Unableitbare. In
den Abschiedsreden sagt Jesus (Jh 14,6): „Ich bin die Wahrheit.“ „Ich bin“
steht für die Person, die in der Geschichte handelt, nach keiner Gesetzmäßigkeit
berechenbar. „Wahrheit“ steht für die bleibende Gültigkeit von Ewigkeit zu
Ewigkeit.
Fazit: drei Thesen
Wie lesen wir die Bibel
richtig? Zuerst: Wir müssen das Ganze
der hermeneutischen Aufgabe sehen. Die Erforschung der Geschichte durch die
historische Methode ist ebenso notwendig wie die Erforschung der theologischen
Wahrheit. Daß diese beiden Seiten miteinander ringen, das ist zu akzeptieren
und darf nicht durch den Vorrang einer Seite beendet werden. Es gehört - mit
vielen anderen Polaritäten - zur Wirklichkeit, die Gott in diese Schöpfung
gelegt hat. Daß sich in der Gemeinde Ausleger finden, von denen die einen mehr
den historischen, die anderen mehr den lehrmäßigen Zugang bevorzugen, gehört
ebenso zu der Wirklichkeit, die wir akzeptieren müssen.
Zweitens: Beide Zugänge zur Schrift - auch beide Gruppen von Auslegern - brauchen
einander. Es darf keinen Gewinner geben, denn er hätte bereits verloren. Es
gibt keine Geschichte, die nicht verallgemeinern müßte, die nicht ein System
zugrunde legen müßte. Es gibt keine Lehre oder Wahrheit, die nicht aus
konkreten Texten und Ereignissen abgeleitet wäre und sich wieder in konkreten
Menschen und Situationen manifestieren müßte.
Drittens: Die Auslegung der Schrift gelingt dann am besten, wenn die beiden
Methoden, ohne daß sie ganz zu vereinen wären, eng aufeinander bezogen bleiben.
Der Streit kann dazu führen, daß sie polemisch auseinanderstreben. Das Ringen kann
auch so stattfinden, daß sie zueinander gezogen werden. Gründe, beieinander zu
bleiben und aufeinander zu hören, gibt es genug. Ein Bild: Mann und Frau werden
nie gleich sein. Sie werden einander auch nie ganz verstehen. Wenn einer sich
zum Sieger über den anderen erhebt, verlieren beide. Wenn sie sich in aller
Verschiedenheit lieben und zueinanderstreben, wird die spannungsvolle Polarität fruchtbar.
4.7.1999
Übersicht
I. Die zwei Seiten der Erkenntnis
|
|
Geschichte
|
Lehrwahrheit
|
Besonderheit
|
konkret, einmalig, unableitbar, personbezogen -
Vielfalt
|
allgemein, prinzipiell, Überblick, sachbezogen -
Einheit
|
Grenze
|
nur Wahrscheinlichkeit
|
nur Stückwerk
|
Schwäche
|
Vergessen, Unkenntnis, Mißdeutung
|
Einseitigkeit, Mißverstehen
|
Zusammenhang
|
Geschichte ist Auswahl und Zusammenhang der Ereignisse,
das setzt Allgemeines voraus, sonst ohne Sinn.
|
Lehre muß sich am Konkreten bewähren und korrigieren,
sonst ohne Leben
|
II. Die hermeneutische Methode
|
Methode
|
historisch
|
theologisch
|
polemischer Name
|
„historisch-kritisch“
|
„historisch-biblisch“
|
Charakteristik
|
Das Besondere sehen; das Fremde sagen lassen; nicht
gleich in ein System bringen; Gott in der Geschichte, in seinen Taten sehen
|
Den Zusammenhang entdecken; das Gültige sagen lassen;
nicht in die Vielfalt verlieren; Gottes Plan, Gottes Wahrheit sehen
|
„Vereinnahmung“
|
E. Troeltsch: nur die wissenschaftlich gesicherte
Geschichte zählt, Gott ist in der Geschichte enthalten
|
G. Maier: nur die Offenbarungswahrheit zählt, die Geschichte
ist als heilsgeschichtliches System in der Offenbarung enthalten
|
„Trennung“
|
K. Berger: kein System, sondern „begrenzte
Allgemeinheiten“
- relativ
|
Keine historische Betrachtung, sondern allen Texten
gehorchen - rational
|
Korrektur
|
Historische Exegese im Zusammenhang der Glaubenslehre
der Kirche
|
Theologische Exegese im Licht der geschichtlichen
Details
|
Aufgabe
|
Identität stiften
|
zum Handeln anleiten
|
III. Die Bibel als Gottes Wort
|
|
Jede Betrachtungsweise hat Menschliches und Göttliches
|
|
Der Glaube ist methodisch nicht abzusichern
|
|
Die Bibel verlangt nicht Glauben, sie schafft ihn
|
|
Inspiration ist das Bekenntnis zur göttlichen Seite der
Schrift
|
|
In Jesus sind Geschichte und Lehrwahrheit eins
|
Literatur
Barth, Karl.
1924 Der Römerbrief. 3. Abdr. der neuen Bearb. München: Kaiser.
Berger, Klaus.
1988
Hermeneutik des
Neuen Testaments. Gütersloh: Gütersloher Verl.-Haus Mohn.
Maier, Gerhard.
1975 Das Ende der
historisch-kritischen Methode.
Glauben und Denken 901. 3. Aufl. Wuppertal: Theologischer Verl. Brockhaus.
Maier, Gerhard.
1990 Biblische Hermeneutik. Wuppertal: Brockhaus.
Schlatter, Adolf.
1928 Hülfe in Bibelnot: Neues und Altes zur Schriftfrage. 2. Aufl. Essen: Freizeiten Verl.
Semler, Johann Salomo.
1771/76 [1967]
Abhandlung von freier Untersuchung des Canon. Texte zur Kirchen- und Theologiegeschichte 5. Gütersloh: Gütersloher
Verl.-Haus Mohn.
Stuhlmacher, Peter.
1986 Vom Verstehen des
Neuen Testaments: Eine Hermeneutik. Grundrisse zum Neuen Testament 6. 2. Aufl. Göttingen: Vandenhoeck und
Ruprecht.
Troeltsch, Ernst.
1898
[1971] „Über historische und dogmatische Methode in der Theologie.“ Theologie als Wissenschaft: Aufsätze und Thesen. Theologische
Bücherei 43. Hrg. G. Sauter. München: Kaiser. 105-127.
Weder, Hans.
1992 „Zum Problem einer ‘christlichen Exegese’.“ Einblicke ins Evangelium: Exegetische
Beiträge zur neutestamentlichen Hermeneutik: Gesammelte Aufsätze aus den Jahren
1980 - 1991. Göttingen : Vandenhoeck und Ruprecht, 1992. 9-30.