Bernhard Oestreich

Die Taufe als Symbol für das eschatologische Gericht

 

Veröffentlicht in:

Die Taufe: Theologie und Praxis. Hg. Roberto Badenas. Studien zur adventistischen Ekklesiologie, Band 3. Hamburg, Advent-Verlag, 2002. Seite 31-55.

 

1. Problemstellung

1.1 Die Taufe Jesu muß im Licht der Johannestaufe verstanden werden

Die neutestamentlichen Texte bezeugen einhellig, dass sich Jesus von Johannes taufen ließ. Dieses Ereignis im Leben Jesu muss von großer Bedeutung für ihn gewesen sein. Nur so ist zu erklären, dass Johannes der Täufer einen so gewichtigen Platz in allen vier Evangelien einnimmt. Und nur so ist zu verstehen, dass Jesus auch noch nach dem Ende der Wirksamkeit des Täufers so häufig und so positiv von ihm spricht, obwohl doch die spätere Gemeinde eher ein gespanntes Verhältnis zu den Anhängern des Täufers hatte. Seine Berührung mit dem Täufer ist also für Jesus nicht eine Episode am Rand seines Lebens und Wirkens gewesen. Vielmehr müssen wir annehmen, dass Jesus seine öffentliche Wirksamkeit damit begann, dass er sich von Johannes taufen ließ, wie es ja auch die Evangelien übereinstimmend darstellen.

Daraus ergeben sich Konsequenzen für das Verständnis der Taufe Jesu. Wenn sie ein erster öffentlicher Akt war und bereits in seine Wirksamkeit hineingehört, müssen wir annehmen, dass ihr nicht nur für Jesus selbst Bedeutung zukommt, sondern auch für die, denen Jesu öffentliche Wirksamkeit galt. Dem Täufer selbst, seinen Anhängern, von denen nach Johannes 1,35-42 einige Jesu Jünger wurden, ja allen Menschen damals, die erlebten oder davon hörten, dass sich Jesus taufen ließ, wird dieses Ereignis etwas gesagt haben. Dabei werden sie die Taufe Jesu entsprechend ihrem Verständnis der Taufe des Johannes gedeutet haben.[1]

Jesus hätte sich zwar taufen lassen und diesem Geschehen für sich eine Deutung geben können, die nicht dem entsprach, was seine Mittäuflinge mit diesem Akt verbanden. Aber damit wäre sein Tun für seine Zeitgenossen unverständlich gewesen, es sei denn, er hätte es ausdrücklich erklärt. Es findet sich jedoch keine Stelle, wo er über das Geschehen bei seiner Taufe so spricht, dass er von der allgemein vorausgesetzten

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Deutung der Johannestaufe abweicht.[2] Offenbar hat Jesus bei der Deutung seiner eigenen Taufe das Verständnis zugrunde gelegt, das auch alle anderen Täuflinge von ihrer Taufe hatten.

1.2 Die Taufe der Urgemeinde muss von der Taufe Jesu hergeleitet werden

Wir müssen noch einen Schritt weitergehen. Nicht nur für Jesus selbst war seine Taufe ein wichtiges Ereignis. Auch seine Nachfolger haben sie für so bedeutsam gehalten, dass sie nicht nur in den Evangelien davon berichten, sondern auch selbst getauft haben. Und zwar hat die Urgemeinde von Anfang an die Neubekehrten getauft. Es ist nicht anzunehmen, dass sie für diese Handlung eine Praxis aus der Bewegung Johannes des Täufers übernahm, ohne dass diese von Jesus vermittelt war. Zwar gibt Jesus den Auftrag zu taufen, von einer eigenen Tauftätigkeit Jesu ist allerdings in den Evangelien kaum die Rede, die Angaben in Johannes 3,22.26 und 4,1 werden in Johannes 4,2 relativiert.[3] In jedem Fall ist die Taufe der Urgemeinde nicht zu denken ohne die Tatsache, dass Jesus von Johannes getauft worden war.

Wenn die Taufe Jesu eine wichtige Begründung für die Tauftätigkeit der Urgemeinde war, dann muss ein inhaltlicher Zusammenhang bestehen zwischen der Taufe der zu Jesus Bekehrten und der Taufe ihres Meisters.[4] Die christliche Gemeinde muss die Taufe Jesu in einer Weise verstanden haben, dass sie zum Vorbild werden konnte für die christliche Taufe.[5]

Bei der Frage nach der Bedeutung der Taufe müssen also zwei Zusammenhänge beachtet werden. Wir müssen erstens davon ausgehen, dass sich Jesu Taufe in den Rahmen der Täuferbewegung einordnet, dass sie also für ihn zwar einen weiter reichen-

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den, aber keinen völlig anderen Sinn haben kann als für die übrigen Täuflinge des Johannes. Wir müssen zweitens annehmen, dass die Bedeutung der Taufe in der Urgemeinde mit der Taufe Jesu in einem Zusammenhang steht.[6] Auch der urchristliche Täufling erkannte in Jesu Taufe einen Sinn, der mit dem Sinn seiner eigenen Taufe korrespondierte, auch wenn der Gläubige wusste, dass er in vielerlei Hinsicht hinter seinem Meister zurückbleibt.

1.3 Das Problem des Zusammenhangs der Taufe des Johannes,

der Taufe Jesu und der Taufe der Urgemeinde

Dieser zweifache Zusammenhang der Taufe des Johannes mit der Taufe Jesu einerseits und der Taufe Jesu mit der Taufe der Urgemeinde andererseits wirft zwei bis heute umstrittene Fragen auf. Erstens ist es die alte Frage, wie sich Jesus als Sündloser einer Taufe unterziehen konnte, die als Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden bezeichnet wird. Der Sinn der Taufe des Johannes und die Bedeutung der Taufe Jesu scheinen nicht zusammenzupassen. Zweitens ist es die Frage, wie sich der folgende doppelte Sachverhalt verstehen läßt: Einerseits hat die Urgemeinde mit einer Taufe getauft hat, die der des Johannes sehr ähnlich ist, obwohl sie sich doch gegen die Bewegung des Täufers abgegrenzt hat. Andererseits hat sie ihre Taufe mit dem Namen Jesu verbunden, obwohl es scheint, dass die Taufe für Jesus einen Sinn hatte, der für seine menschlichen Nachfolger nicht zutrifft.

1.3.1 Taufe des Johannes und Taufe Jesu

In Markus 1,4 wird die Taufe des Johannes als „Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden“ (ba,ptisma metanoi,aj eivj a;fesin a`martiw/n) bezeichnet. Viele Ausleger verstehen diese Charakterisierung der Taufe so, dass sie das Heilsmittel ist, das die Vergebung der Sünden gewährt.[7] Diese Deutung der Taufe passt nicht auf Jesus. Er hatte Vergebung der Sünden nicht nötig.[8] 

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Damit aber zerreißt der Zusammenhang zwischen der Johannestaufe und der Taufe Jesu. So kann K. Aland sagen: „Das Herabsteigen des Heiligen Geistes auf Jesus ... hebt die Taufe Jesu durch Johannes aus der Kategorie der eschatologischen Bußtaufe zur Vergebung der Sünden, wie sie damals zahlreiche empfingen, heraus.“[9] 

Es ergibt sich die missliche Situation, dass man annehmen muss, Jesus hätte sich von Johannes taufen lassen, ohne mit ihm über den Sinn dieses Geschehens einig zu sein.[10] Jesu Taufe wäre dann nicht ein zeichenhaftes Handeln, das ja auf Verständnis zielt, vielmehr ohne Chance, von den Menschen verstanden zu werden.[11]

Ähnlich ist das Bild, wenn wir danach fragen, wie die Taufe Jesu gedeutet wird. Stuhlmacher sieht „in der Taufe Jesu durch Johannes das Geschehnis der Bevollmächtigung Jesu zum öffentlichen messianischen Zeugendienst.“[12] J. Jeremias deutet die Taufe als das Berufungserlebnis Jesu, die Übergabe der Vollmacht.[13] Nach L. Goppelt „erfolgte in der Taufe eine bestätigende Berufung zum messianischen Wirken.“[14] Damit hat aber die Taufe Jesu nichts mit dem zu tun, was sie für seine Mittäuflinge bedeutete. Zwar schreibt Goppelt auch: „Er [Jesus] stellt sich hier und weiterhin unter die zur Umkehr Gerufenen.“[15] Jedoch bedeutet die Nähe Jesu zu den Sündern nie, dass er den Abstand verwischt, den der Sündlose von den Sündern hat. Auch wäre dieser Sinn den Menschen nicht erkennbar gewesen.

Nach einer anderen Deutung ist Jesu Taufe nicht zuerst ein Geschehen, in dem ihm etwas widerfuhr, sondern durch das er etwas tat: Er begann sein messianisches Wirken, sagte Ja zu seinem Auftrag.[16] Diese Deutung löst Jesu Taufe ebenfalls von der seiner Zeitgenossen. Sie lässt auch unerklärt, welche Rolle der Täufer spielt.

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Ein Versuch, die Taufe Jesu im Sinn der Taufe des Johannes zu verstehen und damit das angesprochene Problem zu lösen, ist die Erklärung, Jesus sei vor seiner Taufe ein Mensch wie alle anderen gewesen und mit dem gleichen Begehren der Sündenvergebung zur Taufe des Johannes gekommen, hätte aber dann in der Taufe seine Adoption zum Messias und Gottessohn erfahren.[17] Diese Deutung widerspricht dem neutestamentlichen Zeugnis über Jesus als dem fleischgewordenen Gottessohn, der er schon vor seiner Taufe ist.[18] 

1.3.2 Taufe Jesu und Taufe der Urgemeinde

Als Konsequenz der Deutung der Taufe Jesu als Berufung zum Messias oder Beginn messianischen Wirkens wird ein Zusammenhang zwischen der Taufe Jesu und der christlichen Taufe abgelehnt. „While ... baptism and church are conjoined in the baptism of Jesus and in ours, it is unfitting in this respect to speak of our Lord’s baptism as the ideal Christian baptism, for the realities they represent are so different.“ Jesu Taufe „cannot be viewed as the pattern of Christian baptism. A messianic acknowledgement of the Son by the Father is not the same as the adoption of a sinner by the Father."[19]

„Die Taufe Jesu ist aber weder als Sinnbild seines Todes und seiner Auferstehung noch als Vorbild der christlichen Taufe zu verstehen. Denn sie ist darin einzigartiges Geschehen, dass Jesus den Auftakt seines messianischen Wirkens ... in der Freiwilligkeit seines Gehorsams vornahm ..."[20]

Dann muss die christliche Taufe als eine Fortführung der Johannestaufe unter christlichem Vorzeichen verstanden werden.[21]

Das wiederum wird von anderen bestritten. Aland verweist darauf, dass die christliche Taufe nicht mehr eschatologische Bußtaufe ist, weil sie zu Pfingsten mit der Geistgabe diese Vorstufe hinter sich gelassen hat. Sein Fazit: „Die Taufe, welche die frühe Gemeinde übt, geht direkt auf das Vorbild der Taufe Jesu zurück.“[22]  Kraft schreibt: „Die urchristliche Taufe knüpte nicht an die Johannestaufe und vollends nicht an einen anderen jüdischen oder hellenistischen Ritus an, sondern bezog sich auf die Erfül-

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lung der Joel-Weissagung im Pfingstereignis und hatte in der Prophetentaufe Jesu ihr Vorbild.“[23] Allerdings bleibt unklar, wie der Übergang von der Bußtaufe zur Taufe als Geistgabe zu denken ist. Diese Deutung löst die Taufe Jesu und der Urgemeinde völlig aus dem Bedeutungsrahmen der Johannestaufe.[24]

1.3.3 Taufe als Initiationsritus?

Eine Deutung der Taufe, die sowohl die Johannestaufe als auch Jesu Taufe und die christliche Taufe umgreift, scheint sich darin anzubieten, dass es sich in jedem Fall um einen Initiationsritus handelt.[25] Demnach rief Johannes das ganze Volk dazu auf, in das eschatologische Gottesvolk einzutreten, um so dem kommenden Gericht zu entgehen.[26] Jesus folgte diesem Ruf und trat in die von Johannes begründete Gemeinde ein, freilich ohne eine Buße nötig zu haben. Und auch die Urgemeinde verstand sich als eschatologisches Gottesvolk und nahm Neubekehrte durch die Taufe in ihre Reihen auf.

Gegen einen Initiationsritus bei Johannes wird eingewandt, dass der Täufer sich an das ganze Volk wandte, keine exklusive Gruppe, wie sie etwa in Qumran bestand, sammelte und kein Noviziat kennt.[27] Auch ist die Proselytentaufe keine Parallele der Taufe des Johannes oder der christlichen Taufe.[28] Aber selbst wenn man die Johannestaufe als einen Initiationsritus versteht, der zwar nicht eine exklusive Gemeinschaft, sondern ein für Gottes Erscheinen vorbereitetes Volk begründete, bleibt die Frage, wieso sich Jesus ihr unterzogen hat.

Wie die bisherigen Überlegungen gezeigt haben, ist die fundamentale Differenz der Deutungen eine ganz unbefriedigende Situation. Wie können die Deutungen zuein-

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ander geführt werden, sodass die Taufe Jesu auch im Rahmen der Johannestaufe verstehbar ist und zugleich Grundlage der christlichen Taufe werden konnte?

2. Taufe des Johannes

2.1 Johannes verstand sich als der eschatologische Elia nach Mal 3

2.1.1 Elia wurde als Vorläufer erwartet

In Markus 1,2-3 wird das Wirken Johannes des Täufers durch zwei Zitate eingeführt: „Siehe, ich sende meinen Boten vor dir her, der deinen Weg bereiten soll.“ „Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn, macht seine Steige eben.“ Das erste Zitat ist – etwas verändert – aus Maleachi 3,1 entnommen. Das zweite wird ausdrücklich auf Jesaja zurückgeführt (Jes 40,3). Die Kombination der Zitate drückt aus, dass der Täufer als die eschatologische Vorläufergestalt aus Maleachi 3,1 gedeutet wird, die in Maleachi 3,23-24 als der Prophet Elia identifiziert wird. Diese Deutung findet sich ausdrücklich auch in Markus 9,13; Matthäus 11,14 und 17,13.

Die Erwartung des Elia unmittelbar vor dem eschatologischen Eingreifen Gottes findet sich auch sonst im Judentum.[29] Sie wird bestätigt in Markus 9,11-13, wonach die Schriftgelehrten vor der eschatologischen Auferstehung mit dem Auftritt des Elia rechnen.[30] 

2.1.2 Johannes verstand sich als der eschatologische Elia

Stammt die Deutung des Täufers als der wiedergekommene Elia und Wegbereiter „des Herrn“ von den Christen oder geht sie auf Johannes selbst zurück? Es gibt gute Gründe dafür anzunehmen, daß sich Johannes selbst so verstanden hat.[31]

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1. Der Psalm in Lk 1,13-17 ist nicht christlichen Ursprungs, sondern wurde wohl zunächst im Umkreis des Täufers überliefert. Darin wird Johannes mit Anspielung auf Maleachi 3,23-24 als vorbereitender Bote Gottes in der Kraft des Elia verstanden. So haben ihn offenbar die Jünger des Täufers gesehen, die diesen Psalm tradierten.

2. Die Kleidung des Johannes, der lederne Gürtel und der Prophetenmantel, wird mit Worten aus 2. Könige 1,8 und Sacharja 13,4 beschrieben, die an Elia erinnern.[32]

3. Johannes trat an dem Ort auf, wo nach 2. Könige 2,8 Elia in den Himmel aufgenommen wurde: auf der Ostseite des Jordans in Peräa (Jo 1,28; 10,40).[33] Damit gibt er sich als der wiedergekommene Elia zu erkennen.

Dass entgegen dem Zeugnis der Synoptiker in Johannes 1,21 die Identität des Täufers mit Elia verneint wird, erklärt sich daraus, dass im Umkreis des Johannesevangeliums und wohl auch bei den Fragestellern Elia als eine messianische Gestalt verstanden wurde. Im Neuen Testament findet sich mehrfach eine Abgrenzung von Täufernachfolgern, die ihren Meister zur messianischen Gestalt machten.[34] 

2.1.3 Johannes erfüllt Maleachi 3

Johannes der Täufer hat entsprechend der Rolle des wiederkehrenden Elia nach Maleachi 3,1-5.19-24 gehandelt.

1. Nach Maleachi 3,1.24 kommt Elia vor dem großen Gerichtstag Jahwes. Er ist damit eine eschatologische Gestalt, denn kurz nach ihm, „plötzlich“ (Vers 1), als ein „schneller Zeuge“ (Vers 5), wird das eschatologische Gericht hereinbrechen.

Dem Maleachitext entspricht auch, was in Sirach 48,10 von dem zurückkehrenden Elia erwartet wird: „Du (Elia) bist bezeichnet zurechtzuweisen in (künftigen) Zeiten, um den Zorn zu beschwichtigen, bevor er (zum eschatologischen Gericht) entbrennt, um das Herz der Väter zu den Söhnen zu wenden und die Stämme Jakobs wiederherzustellen."[35]

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So hat sich Johannes in einer eschatologischen Rolle gesehen.[36] Er verstand sich als der letzte Mahner vor dem großen göttlichen Gericht, das unmittelbar bevorstand.[37] Er sprach mit nie gehörter Dringlichkeit: „Die Axt ist den Bäumen bereits an die Wurzel gelegt.“ (Mt 3,10; Lk 3,9)[38] 

2. Das Gericht ist in Maleachi 3,2-3 in einem Doppelbild dargestellt: Schmelzen von Metall im Feuer,[39] Waschen (von Kleidung) in Lauge. Beide Bilder enthalten sowohl Vernichtung (Schlacke, Schmutz) als auch Reinigung. Dazu kommt das Bild des verbrennenden Strohs in Maleachi 3,19. Das Gericht trifft Israel selbst, nicht fremde Völker, und ist ein eschatologischer Tag des Zorns, so in Maleachi und auch sonst in alttestamentlicher und frühjüdischer Überlieferung.[40]

Entsprechend sprach Johannes von dem bevorstehenden Gericht für Israel.[41] Auch er umschreibt das Gericht mit einem Doppelbild, wobei ein Element das Feuer ist, das andere der Geist.[42] Dazu treten noch zwei andere alttestamentliche Gerichtsbilder: das Fällen und Verbrennen von Bäumen (z.B. Jes 10,15-19.33-34; Jer 46,22.23) und im Anschluss an Maleachi 3,19 das Worfeln von Getreide und Verbrennen der Spreu (z.B. Ps 1,4; Jes 41,15.16; Jer 15,7).[43] 

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Das Auftreten des Täufers in der Wüste unterstreicht den Gerichtsgedanken. Die Wüste ist der Ort des Gerichts und zugleich eine Durchgangsstation, ein Reinigungsweg zum Heil (Hos 2,14-15). Dem entspricht auch die asketische Lebensweise des Johannes.[44]  

3. Elia in Maleachi 3,1 und Sirach 48,10 ist ein Vorläufer. Auch Johannes sah seine Aufgabe darin, dem Kommenden den Weg zu bereiten. In Markus 1,3 wird neben Maleachi 3,1 auch Jesaja 40,3 verwendet, um die Aufgabe des Johannes zu beschreiben. Der Täufer selbst bezeugt seine Rolle mit diesem Text in Joh 1,23. Die Jesaja-Stelle spielte auch eine wichtige Rolle im Selbstverständnis der Bewohner von Qumran.[45] Das bedeutet, dass die Wegbereiterrolle für Johannes, der wohl von Qumran gewusst haben muss, kein ganz neuer Gedanke war. Johannes kündigt den göttlichen Weltenrichter an und hat sich selbst als dessen Vorbote verstanden.[46] 

Nach Maleachi 3,1-2 ist es Jahwe selbst, der kommt. Der Engel des Bundes ist wohl keine zweite Gestalt, sondern Gott als der, der den Bund schloss. Johannes hat bei dem Stärkeren (Mk 1,7-8) wohl an den Menschensohn gedacht, der nach Daniel 7 und dem äthiopischen Henochbuch 51,3; 62,2; 69,27.28 die Welt richten wird.[47] 

4. In Mal 3,2 wird die Frage gestellt: „Wer kann den Tag seines Kommens ertragen?“ Die Frage zielt auf die Rettung im Gericht. Den Weg zu bereiten heißt, das Volk zur Umkehr zu rufen und dafür zu sorgen, dass nicht das ganze Volk im Gericht umkommt (Vers 24). Das war auch das Anliegen des Johannes.[48]

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Aufschlussreich ist, dass der Bußruf des Johannes die Themen aufnimmt, die in Maleachi 3 vorgegeben sind. Da ist zuerst die soziale Gerechtigkeit, die als Zeichen der Umkehr verlangt wird (Mal 3,5). Davon spricht Johannes nach der Predigt in Lukas 3,10-14. Wie Maleachi nennt Johannes ethische Maßstäbe, die in Gottes Gericht von Bedeutung sind.[49]

Als zweites wird von Elia erwartet, dass er das Leben der Familien ordnet.[50] Johannes hat auf die Ordnungen Gottes für Ehe und Familie hingewiesen, dabei auch Herodes nicht geschont (Mk 6,17-18) und ist darüber zum Märtyrer geworden.

2.2 Die Taufe des Johannes symbolisiert das Gericht

2.2.1 Besonderheiten der Taufe des Johannes

Um das Volk auf den kommenden Weltenrichter vorzubereiten, rief Johannes zur Taufe. Welchen Sinn hat diese Zeichenhandlung? Sie unterscheidet sich vor allem in vier Punkten von den Waschungen in Qumran und in anderen Taufbewegungen seiner Zeit.[51]

1. Während in Qumran nur die geheiligten Männer das Tauchbad nehmen durften (1QS 3,4.5; 5,13) und die Männer des Frevels dem sicheren Untergang geweiht waren, richtete Johannes den Ruf zu Umkehr und Taufe an alle.[52] Das entspricht der Unentrinnbarkeit des eschatologischen Gerichts, das er ankündigte: Niemand kann dem Gericht entkommen.[53] „Weder die leibliche Abstammung von Abraham und die Zugehörigkeit zum Bund noch die strenge Einhaltung des Mosegesetzes noch der Tempelkult mit seinen Opfer- und Sühneeinrichtungen vermag vor dem kommenden Zorngericht zu bewahren.“[54] 

2. Die Taufe des Johannes hat nicht allein eine kultische Reinheit zum Ziel. Nach Maleachi 3,3-4 wird Jahwe selbst die Leviten reinigen, sodass sie danach Opfer in Gerechtigkeit bringen können. Reinheit und Opfer sind also nicht die Vorausset-

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zung für die Annahme bei Gott, sondern die Folge des Reinigungsgerichts Gottes. Johannes predigte vor allem eine Erneuerung des Lebens. Im Gegensatz dazu gab es in Qumran[55], bei den Essenern, bei Bannus in der jüdischen Wüste[56], aber auch bei den Pharisäern eine Vielzahl von Waschungen, die die kultische Reinheit erwirken sollten.[57]

3. Die Taufe des Johannes ist einmalig. Das entspricht dem eschatologischen Gericht in Maleachi 3, das auch keine Wiederholung kennt. Zwar gab es einen Umkehrruf durch alle alttestamentlichen Propheten. „Aber bei Johannes ist er als Ruf zur Umkehr in letzter Stunde in singulärer Weise eschatologisch aktualisiert. Daraus erklärt sich die Einmaligkeit der Johannestaufe und auch die aus dem Beinamen zu erschließenden Beteiligung des Johannes am Taufvorgang.“[58]

4. Im Unterschied zu den weitverbreiteten Praktiken im Umkreis des Johannes forderte der Täufer keine Selbsttaufe.[59] Er legte selbst Hand an und tauchte die Menschen in den Jordan. Das besagt die Passivkonstruktion in Mk 1,5 evbapti,zonto u`p’V auvtou/. Nur so ist die Bezeichnung „Täufer“ erklärlich, nur so konnte es zu der Bezeichnung „Taufe des Johannes“ kommen.[60] Johannes praktizierte auch keine Besprengung.[61] 

2.2.2 Johannes symbolisiert das kommende eschatologische Gericht

Die Besonderheiten der Johannestaufe erklären sich daher, dass er mit seiner Taufe das kommende eschatologische Gericht symbolisierte.

Das Gericht in Maleachi 3,2 wird mit zwei Bildern dargestellt: Feuer (des Schmelzers) und Wasser (Lauge des Wäschers). Bei Johannes (Mt 3,11; Lk 3,16) finden sich die Elemente Geist (xwr/pneu/ma) und Feuer, dazu das Verb ‚taufen‘ (im Wasser oder Wasserstrom). Dunn hat darauf hingewiesen, daß diese Elemente nicht unabhängig vonei-

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nander gesehen werden dürfen.[62] Sie finden sich im Alten Testament in vielfältiger Verknüpfung.[63] Aber alle drei Elemente sind verbunden im Gerichtsbild in Jesaja 4,4: „Wenn der Herr den Unflat der Töchter Zions abwaschen wird und die Blutschuld Jerusalems wegnehmen durch den Geist, der richten und ein Feuer anzünden wird ...“ Ebenso in Jesaja 30,27-28: „Siehe des Herrn Name kommt von ferne! Sein Zorn brennt, und mächtig erhebt er sich, seine Lippen sind voll Grimm und seine Zunge wie ein verzehrendes Feuer und sein Odem (ruach) ist wie eine Wasserflut, die bis an den Hals reicht, zu schwingen die Völker mit der Schwinge des Verderbens.“

In Jesaja 30 erscheint neben dem Gericht durch Feuer das Gericht durch den Geist (xwr/pneu/ma) unter dem Bild des Wassers.[64] Gottes Gericht hat eine doppelte Wirkung, es kann reinigen oder vernichten. Das trifft in Mal 3 sowohl für das Feuer als auch für das Wasser bzw. die Lauge zu.[65] Auch das Gericht durch xwr/pneu/ma kann die Reinigung,[66] aber auch das Verderben der Gottlosen bringen. Nach Jes 11,1-4 wird der mit dem Geist (xwr) seines Mundes (vernichtend) richten, der selbst von Gott mit dem Geist (xwr) gesalbt ist.[67]

Dieses Gericht sah Johannes unmittelbar bevorstehend.[68] Um das vernichtende oder auch reinigende Gericht Gottes zu symbolisieren, wählte er das alttestamentliche

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Bild vom Wasser (Lauge bzw. Geist) und setzte es in eine Zeichenhandlung um.[69] Er führte die Menschen in den Wasserstrom hinein,[70] und wenn den Täuflingen „die Wasserflut bis zum Hals reichte“ (Jes 30,28), wurde ihnen deutlich, dass sie dem Gericht verfallen sind.[71] Es ist nicht uninteressant, dass in Qumran 1QS 4,20-21 das Wasserbild aus Hesekiel 36,25 aufgegriffen wird, das mit dem Stichwort „besprengen“ an die priesterlichen Reinigungsriten anknüpft,[72] Johannes mit seiner Taufe knüpft dagegen an das Untergehen im Wasser an, das stärker den Gerichtsgedanken betont.[73] Das entspricht der Reinigung nach Maleachi 3,2, die nicht durch Abspülen mit Wasser (levitische Reinigung), sondern durch die Feuerhitze des Schmelzprozesses und durch die Ätzlauge der Wäscher geschieht.[74] Dass seine Taufe das kommende Gericht vorbildet, wird von Johannes selbst ausgesprochen, wenn er sein Tun mit dem des Kommenden parallelisiert: Ich taufe euch ..., er wird euch taufen ... (Mt 3,11).

Diese richtende Handlung konnte keiner an sich selber vollziehen.[75] So erklärt sich, dass Johannes keine Selbsttaufe forderte. Weil diesem Gericht niemand entrinnen kann, forderte Johannes alle ohne Ausnahme zur Taufe auf.[76]

2.2.3 Taufe bedeutete, sich der Begegnung mit dem Richtergott zu stellen

Der Sinn der Zeichenhandlung ist, das kommenden Ereignis abzubilden und damit zugleich herbeizuführen. Durch diese Zeichenhandlung nahm der Täufer symbolisch

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vorweg, was er ankündigte: das Gericht des Kommenden.[77] Johannes war sich darüber im Klaren, dass seine Taufe noch nicht das wirkliche Gericht Gottes war. Er kündigte an, dass der Kommende mit Geist bzw. Wasser und Feuer taufen, also das eigentliche Gericht heraufführen wird.[78]

Wer sich der Taufe unterzog, zeigte seine Bereitschaft, dem kommenden Gott und Richter zu begegnen. Er versuchte nicht, zu fliehen, sondern beugte sich unter das angesagte Gericht. Die Taufe war das äußere Zeichen der inneren Umkehr[79] Dieser Sinn findet sich in einer Wendung in Lukas 7,29: „Und alles Volk, das ihn hörte, und die Zöllner gaben Gott Recht und ließen sich taufen.“ Das heißt, sie nahmen Gottes Urteil über ihre Sünden an und gingen in das Gericht hinein. Diese Hinwendung zu Gott ist der Anfang der Buße. Sie ist das Ende der Flucht vor Gottes Zorn. Die „Frucht der Buße“ ist das neue Leben im Gehorsam gegen Gottes Ordnungen.

Die Wassertaufe des Johannes ist nicht so gemeint, als könnte man dadurch dem Geist- bzw. Feuergericht entgehen. Die Angeredeten in Mt 3,11b (er wird „euch“ taufen) sind die gleichen wie in Mt 3,11a (ich taufe „euch“). Es werden auch die, die von Johannes getauft worden waren, das Gericht des Kommenden erleben.[80] Johannes macht auch keinerlei Zusagen, dass durch seine Taufe das Gericht abgewen-

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det wäre.[81] Vielmehr erhofft er, dass die Buße das kommende Gericht zu einem Reinigungsgericht werden lässt statt zu einer Vernichtung. Die Wassertaufe ist also nur insofern Rettung vor dem Gericht, als sie die Chance eröffnet, im Feuergericht zu bestehen.

In Markus 1,4 wird die Taufe des Johannes eine „Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden“ (ba,ptisma metanoi,aj eivj a;fesin a`martiw/n) genannt.[82] Die Täuflinge bekannten ihre Sünden (Mk 1,5), bereiteten sich auf die Begegnung mit Gott vor (Am 4,12). Das heißt, die Taufe drückt die Buße aus und zielt auf (eivj) Sündenvergebung, damit das kommende Gericht zum Heil und nicht zur Vernichtung wird. Erlangt wird die Sündenreinigung nach Maleachi 3,2-3 im Reinigungsfeuer und -wasser Gottes.[83] Vergebung ist eine „eschatologische“ Gabe.[84] Sie ist die Verheißung, das künftige Gericht zu bestehen. Wäre sie eine Gabe, die den Menschen sofort und ohne Blick auf das kommende Gericht gewährt worden wäre, hätte sich Johannes dem Vorwurf ausgesetzt, der später Jesus traf: „Er lästert Gott. Wer kann Sünden vergeben als allein Gott.“ (Mk 2,7)

Zur Taufe kamen nicht nur solche, die das Gericht Gottes (symbolisch) annahmen und ihre Hoffnung auf die Vergebung setzten (eivj a;fesin a`martiw/n). Es kamen auch solche, die sich sicher waren, dass sie unbeschadet durch das Gerichtsfeuer hindurchkommen und im Schmelzprozess als rein erfunden werden würden: „Als er nun viele Pharisäer und Sadduzäer sah zu seiner Taufe kommen, sprach er zu ihnen: Ihr

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Schlangenbrut, wer hat denn euch gewiß gemacht, daß ihr dem künftigen Zorn entrinnen werdet. Seht zu, bringt rechtschaffene Frucht der Buße! Denkt nur nicht, dass ihr bei euch sagen könntet: Wir haben Abraham zum Vater.“ (Mt 3,7-9) Die Selbstsicheren[85] glaubten, ohne eine Lebensänderung auf Grund ihres religiösen Standes oder ihrer Bundeszugehörigkeit das Gericht bestehen zu können.[86] Johannes warnt sie vor dieser Sicherheit. Dass er ihnen die Taufe verweigerte, wird nicht gesagt. Im Gegenteil sagt Johannes zu denen, die er warnt: „Ich taufe euch ...“ (Mt 3,11)

3. Jesu Taufe

3.1 Jesus bestätigt die eschatologische Zeitdeutung des Täufers

Jesus hat sich in die Reihe der Taufwilligen gestellt und damit Johannes zugestimmt.[87] Als Johannes schon gefangen war, hat Jesus mit hoher Anerkennung von ihm gesprochen (Mt 11,7-15), ja, auf die Frage nach seiner Vollmacht auf die Johannestaufe hingewiesen (Mk 11,27-30). Einige seiner ersten Jünger hat er von Johannes übernommen (Jh 1,35-51).[88] Von Johannes und Jesus werden vielfach gleiche Formulierungen gebraucht.[89]

Die Zustimmung Jesu zum Täufer bedeutet zunächst, dass er sich der eschatologischen Zeitdeutung des Johannes angeschlossen hat. Er bestätigte die Identifikation des Johannes mit Elia (Mk 9,13; Mt 11,14; 17,13). Das wird indirekt dadurch bekräftigt, dass das gesamte Neue Testament bezeugt, daß die Urgemeinde Johannes als Vorläufer verstanden hat.

3.2 Jesus versteht seine Taufe als Gericht

Nach Matthäus 3,14 wollte der Täufer Jesus die Taufe verweigern.[90] Die Begründung ist nicht die Sündlosigkeit Jesu (wie im Nazaräerevangelium 2), sondern die Erwartung des Täufers an Jesus.[91] Johannes erwartete entsprechend seiner Verkündigung, dass

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Jesus mit Geist und Feuer tauft, also als Richter die eschatologische Vernichtung und Reinigung bringt. Stattdessen begehrte Jesus die Taufe und stellte sich damit unter das Gericht Gottes.

Damit entspricht die Taufe Jesu den eschatologischen Aspekten der Johannestaufe. Wie alle anderen Täuflinge hat sich auch Jesus dem bevorstehenden Gottesgericht zur Verfügung gestellt. Auch er erwartete den Schmelzprozess der Reinigung und hoffte, dass er daraus unversehrt hervorgehen wird. Wie Matthäus 3,7 zeigt, war er nicht der Einzige mit dieser Hoffnung, wenn auch der Einzige, dessen Hoffnung berechtigt war. Die Pharisäer hielten sich für rein und wegen ihrer Abstammung von Abraham dem Wasser und Feuer gewachsen (V. 9).

Dass Jesus seine Taufe als ein Hineingehen in das Gericht verstand, wird dadurch bestätigt, dass er die Hitze des Gerichts, die auch ihn treffen wird, als eine Taufe bezeichnet, vor der ihm Angst ist (Mk 10,38.39; Lk 12,49.50). Diese Aussagen gewinnen erst Sinn, wenn man die Taufe Jesu nicht als eine Berufung oder Geistbegabung versteht, sondern als den Schritt in ein eschatologisches Gericht. Die Verbindung von Taufe und Gericht ist in diesen Texten als bekannt vorausgesetzt,[92] in denen das Taufwort jeweils einem anderen alttestamentlichen Gerichtsbild parallel steht: Markus 10,38.39 dem Bild vom Becher, Lukas 12,49-50 dem Bild vom Feuer.[93] „Hier wird – etwa im Widerspruch zur Erwartung des Täufers – die Spannung in der Auffassung des Auftrags Jesu sichtbar: nicht er vollzieht zuerst die Feuertauchung, sondern sie wird an ihm vollzogen.“[94] Jesus nimmt das Los des Ungehorsamen auf sich. Entsprechend wird der Jünger gefragt, ob er dem Gericht Gottes standhalten kann, ob er also sein Ja zum Gericht über ihn durchhalten wird.[95] Lukas 23,31 greift das Gerichtsbild vom dürren Holz, das verbrannt wird (Mt 3,10; 7,19), noch einmal auf: Jesus als das grüne Holz wird gerichtet, wievielmehr dann das dürre Holz seiner gottfernen Gegner.

   Jesus hat sein eigenes Geschick als einen Prozess verstanden, der dem Schmelzen und Waschen aus Maleachi 3 entspricht. Das Gericht Gottes wird nach einer Zeit der Hitze ein erwünschtes Ergebnis bringen. Dieser auch im Neuen Testament häufige Gedanke der Apokalyptik[96] findet sich im Bildwort vom ersterbenden Weizenkorn auf Jesus selbst angewandt (Jo 12,24).

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3.3 Jesus will das reine Opfer bringen

Das Geschehen bei Jesu Taufe, die Geistgabe und die Himmelsstimme, bestätigt ebenfalls, dass sich Jesus mit seiner Taufe dem göttlichen Gericht unterstellte. In beidem wird an Jesaja 42,1 angeknüpft, wodurch der Zusammenhang hergestellt wird zu dem Gottesknecht, der in das Leiden geführt wird. Gott hat Jesus den Geist gegeben und ihm seinen Leidensweg bestätigt: Du bist der Knecht, an dem meine Seele Wohlgefallen hat (Jes 42,1), der geliebte Sohn, den der Vater opfert (Abraham, Isaak). Daraus erwächst ihm die Vollmacht, seinen Leidensweg zu gehen.[97]

Der Gottesknecht aus dem Jesajabuch geht aber nicht nur in das Leiden, sondern er leidet unschuldig für die anderen (Jes 53,11-12). So hat Jesus mit Jesaja 53 sein Leiden als stellvertreted gedeutet[98] Auch das könnte bereits in der Taufe Jesu angedeutet sein. Nach Maleachi 3,3 sollte ein Ergebnis des (Feuer-)Gerichts über die Leviten sein, dass sie „für Jahwe Opfer bringen in Gerechtigkeit.“ Dieses Wort wollte Jesus erfüllen, aber nicht so, dass er das Gericht über die anderen brachte, wie es der Täufer erwartete, sondern es auf sich selbst nahm. Er wollte das Opfer in Gerechtigkeit darbringen, er wollte selbst das Opfer sein. So ist seine (Todes-)Taufe ein Erfüllen „aller Gerechtigkeit“ (Mt 3,15).[99]

4. Taufe der Urgemeinde

4.1 Christliche Taufe knüpft an die Johannestaufe an

Die christliche Taufe knüpft in ihrer Form an die Taufe des Johannes an: Sie ist keine Selbsttaufe, geschieht einmalig und durch Untertauchen.[100] Auch sie ist inhaltlich verbunden mit Umkehr und Sündenvergebung.[101] Wie Johannes ruft auch Petrus zur Buße und verheißt Vergebung der Sünden, um in einem kommenden Gericht über „dieses verkehrte Geschlecht“ (Apg 2,40) nicht zu vergehen.[102] Damit hat die Urge-

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meinde die Zeitdeutung, die Johannes gab und die Jesus bestätigt hatte, übernommen: es ist eschatologische Zeit.[103] Die Gemeinde ist das eschatologische Gottesvolk.

Auch der Gerichtsaspekt ist in der christlichen Taufe wichtig. Dass die Taufe ein Eintreten in ein Todesgeschick ist, wird von Paulus in Röm 6,3 als bekannt vorausgesetzt. Der Christ ist „in seinen Tod“ (eivj to.n qa,naton auvtou/) getauft. Die Präposition eivj gibt ebenso das Ziel an wie bei eivj a;fesin tw/n a`martiw/n (Apg 2,38). „Es wäre damit gesagt, dass die Taufe das Ziel hat, dass sich in ihr am Getauften das Sterben Christi vollziehe, dass der Getaufte in der Taufe dem Sterben und Auferstehen Christi gleich sei."[104] 

In 1. Petrus 3,20 wird die Taufe mit Noahs Rettung verglichen. Es ist eine Rettung durchs Gericht hindurch. Ebenso deutet Paulus in 1. Korinther 10,1ff. die Taufe analog dem Durchzug Israel durch das Schilfmeer, wieder ein Geschehen, das Gericht und Rettung zugleich enthält. Taufe hat es also zu tun mit einem sicheren Hindurchkommen durch Wasser. Das setzt einen Gerichtshintergrund für die Taufe voraus.[105] 

 Es findet sich also auch in der christlichen Gemeinde, was die Johannestaufe kennzeichnete und was Jesus bei seiner Taufe bestätigte: Der Täufling unterstellt sich dem eschatologischen Gericht, weil er seinem Gott begegnen will.

4.2 Die Taufe der christlichen Gemeinde beruft sich auf Jesu Heilshandeln

Was ist das Besondere der christlichen Taufe gegenüber der Johannestaufe? Ist es die Geistgabe? „Verheißt die Johannestaufe Rettung im bevorstehenden Gericht, so besagt das, dass die in der Taufe zugesagte Vergebung der Sünden im kommenden Gericht ratifiziert werden soll. In der christlichen Gemeinde wird der Geist als avparch, (Röm 8,23) und avrrabw,n (2 Kor 1,22; Eph 1,14) der kommenden Erlösung verstanden. Er ist Zeichen für das noch Ausstehende und bürgt für die Wirklichkeit des Kommenden ... Betont die christliche Gemeinde, dass bei ihrer Taufe der Geist gegeben werde, so meint sie damit nicht, dass ihre Taufe noch etwas anderes gebe als die Johannestaufe, sondern dass die von der Johannestaufe angesprochene Vergebung der Sünden hier wirklich gilt.“[106] Die Wiederaufnahme der Taufe des Johannes in der Urgemeinde ist ausgelöst durch die Heilsgabe Jesu, die in Kreuz und Auferstehung erfahren wurde.[107]

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Der eigentliche Unterschied zwischen Johannestaufe und christlicher Taufe ist, dass sie auf den Namen des Herrn Jesus (eivj to. o;noma tou/ kuri,ou VIhsou/) vollzogen wird.[108] Die Namensformel stellt nicht ein zweites Motiv neben das Motiv der Vergebung, das in dem Tauchbad des Johannes charakteristisch war, sondern „sie interpretiert diese Waschung, indem sie sie auf das an Jesu Namen gebundene Heilsgeschehen bezieht.“ „Die Urgemeinde übernahm also den ganzen Ritus der Johannestaufe, verstand aber deren Gabe der Sündenvergebung als allein durch das Heilsgeschehen in Jesu Tod und Auferstehung begründet.“[109] Der Täufling steht im Gericht nicht mehr in seinem eigenen Namen da, sondern im Hinblick auf Jesus.[110] Für ihn ist das Gericht entschieden: Es wird zum Heil führen.

Der Christ aber stellt sich nicht nur unter ein kommendes Gericht, sondern auch in ein bereits ergangenes hinein. Der Täufling wird hineingenommen in das Gerichtsfeuer, das Jesus durchschritten hat, er wird in Jesu Tod getauft (Rö 6). Damit ist er gewissermaßen bereits durchs Gericht hindurch und kann in einem neuen Leben wandeln (Rö 6,4). Bei den Christen ist das neue Leben also nicht allein im Vorblick auf ein kommendes, sondern vor allem im Rückblick auf überwundenes Gericht motiviert. Der Auftrag des Getauften zur Verkündigung ist der Auftrag dessen, der aus dem Gericht gerettet wurde (z.B. Ps 32,7; 69,31-37).

 

5. Ergebnis

 

Es ist vor allem die eschatologische Perspektive der Taufe als eine symbolisches Eintreten und Erleben des kommenden Gerichts Gottes, die es ermöglicht hat, die Taufe des Johannes, die Taufe Jesu und die christliche Taufe zusammenzusehen, ohne dass die Unterschiede verwischt wurden. Als Schlüsseltext diente Maleachi 3,1-6, ein Text, der im Neuen Testament selbst bereits mit dem Wirken des Johannes verbunden wird.

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[1]Vgl. K. Rudolph, Antike Baptisten: Zu den Überlieferungen über frühjüdische und -christliche Taufsekten. Sitzungsberichte der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig. Philologisch-historische Klasse 121, Heft 4 (Berlin, Akademie Verlag, 1981).

[2]Mt 21,25 setzt voraus, dass sich alle einig waren, dass die Taufe des Johannes von Gott war. Auch hat Jesus die eschatologische Deutung der Zeit durch Johannes bestätigt.

[3]Wie die Nachrichten aus Jo 3 zu bewerten sind, ist umstritten. Einige Forscher folgen mehr der synoptischen Darstellung, die über ein Taufen Jesu schweigt, z. B. H. Kraft, Die Anfänge der christlichen Taufe, ThZ 17 (1961), 408-409; G. Barth, Zwei vernachlässigte Gesichtspunkte zum Verständnis der Taufe im Neuen Testament, ZThK 70 (1973), 147. Andere vermuten, dass hinter den Angaben in Jo 3 eine weitreichende Tauftätigkeit Jesu steht, z. B. G. R. Beasley-Murray, Baptism in the New Testament (Exeter, Paternoster, 1962), 68-70.

[4]Vgl. P. Stuhlmacher, Biblische Theologie des Neuen Testaments, Band 1: Grundlegung: Von Jesus zu Paulus (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1992), 217.

[5]Natürlich kann die Analogie unvollkommen sein. Die Nachfolger Jesu wissen in vielerlei Hinsicht, dass sie ihrem Vorbild nur begrenzt nachfolgen können. Z. B. wird der Jünger nicht den Sühnetod erleiden, wenn er auch in das Leidensgeschick Jesu hineingezogen wird (Lk 12,50). Vgl. auch die Aussagen über die Liebe der Jünger untereinander, die mit der vollkommenen Liebe Jesu begründet wird und doch nicht an das heranreicht, was Jesus in seiner Liebe tut (Jo 13,15; 15,12).

[6]Zum notwendigen Zusammenhang zwischen der Taufe des Johannes, der Taufe Jesu und der Urgemeinde vgl. A. Y. Collins, The Origin of Christian Baptism, Studia Liturgica 19 (1989), 38-40.

[7]L. Goppelt, Theologie des Neuen Testaments, Erster Teil: Jesu Wirken in seiner Theologischen Bedeutung (Berlin: Evangelische Verlagsanstalt, 1977), 88: „Die Formel ‚Bußtaufe zur Vergebung der Sünden‘ kann hier wie in der Anwendung auf die christliche Taufe in Apg 2,38 nur bedeuten: Die Taufe ermöglicht Umkehr, weil sie zugleich Vergebung gewährt.“ O. Böcher, Johannes der Täufer, in TRE 17, 1982, 176: „Wer seine Sünden bekannt und die Meidung künftiger Sünden gelobt hat, erhält im Wasserbad des Täufers die Reinheit, die ihn dem bevorstehenden Feuergericht entgehen läßt.“ Vgl. Stuhlmacher, 62.

[8]Mt 3,14-15 ist oft als Hinweis darauf gewertet worden, dass es in der christlichen Gemeinde als problematisch empfunden wurde, dass Jesus sich als Sündloser mit einer Bußtaufe taufen ließ. Vgl. das Nazaräerevangelium 2, E. Hennecke, Neutestamentliche Apokryphen in deutscher Übersetzung, 1. Band, Evangelien, 3. Aufl., Hg. W. Schneemelcher (Tübingen, Mohr, 1959), 95.

[9]K. Aland, Zur Vorgeschichte der christlichen Taufe, in: Neues Testament und Geschichte: Historisches Geschehen und Deutung im Neuen Testament: Oscar Cullmann zum 70. Geburtstag, Hg. H. Baltensweiler und B. Reicke (Zürich, Theologischer Verlag; Tübingen, Mohr, 1972), 4.

[10]Dagegen deutet die Zustimmung des Täufers in Mt 3,15 darauf hin, dass sein Einwand nicht nur verstummte, sondern von Jesus ausgeräumt wurde.

[11]Es verlieren dadurch auch die Aussagen Jesu ihren Sinn, in denen er sich argumentierend auf seine Taufe durch Johannes beruft (Mk 11,27-33), denn sie setzen voraus, dass ein Grundkonsens über den Sinn der Taufe des Johannes besteht.

[12]Stuhlmacher, 63.

[13]J. Jeremias, Neutestamentliche Theologie, 1. Teil: Die Verkündigung Jesu (Berlin: Evangelische Verlagsanstalt, 1973), 62.

[14]Goppelt, 93.

[15]Ebd.

[16]Beasley-Murray, 55; ebenso M. Barth, Die Taufe - ein Sakrament? Ein exegetischer Beitrag zum Gespräch über die kirchliche Taufe (Zollikon-Zürich: Evangelischer Verlag, 1951).

[17]Z. B. E. Schweizer, ThWNT 8, 369; J. Schneider, Die Taufe im Neuen Testament (Stuttgart: Kohlhammer, 1952), 25f., spricht von einer „Messiasweihe“.

[18]Vgl. Stuhlmacher, 63f.; Beasley-Murray, 47.

[19]Beasley-Murray, 65.

[20]W. Bieder, EWNT I, 462.

[21]Lars Hartman, Taufe, Geist und Sohnschaft: Traditionsgeschichtliche Erwägungen zu Mk 1,9-11 par, in: Jesus in der Verkündigung der Kirche, Hg. Albert Fuchs, Studien zum Neuen Testament und seiner Umwelt, A,1 (Linz: Fuchs, 1976), 97.

[22]Aland, 4.

[23]Kraft, 412. Auch für Böcher ist die Geistgabe zentraler Gedanke.

[24]Schneider, 25.

[25]R. Bultmann, Theologie des Neuen Testaments (Tübingen, Mohr, 1953), 40. Initiation vertritt wieder R. L. Webb, John the Baptizer and Prophet: A Socio-Historical Study, JSNTSup 62 (Sheffield: JSOT Press, 1991), 197-202; E. J. Christiansen, Taufe als Initiation in der Apostelgeschichte, Studia Theologica 40 (1986), 55-79; „descipleship“ betonen W. B. Badke, Was Jesus a Disciple of John? Evangelical Quarterly 62 (1990), 195-204; Richard E. Averbeck, The Focus of Baptism in the New Testament, Grace Theological Journal 2 (1981), 265-301.

[26]Vgl. Jeremias, 52.

[27]Vgl. F. Lang, Erwägungen zur eschatologischen Verkündigung Johannes des Täufers, in: Jesus Christus in Historie und Theologie: Neutestamentliche Festschrift für Hans Conzelmann zum 60. Geburtstag, Hg. G. Strecker (Tübingen: Mohr, 1975), 462; J. Becker, Johannes der Täufer und Jesus von Nazareth, Biblische Studien 63 (Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag, 1972), 38-40.

[28]Vgl. dazu D. Smith, Jewish Proselyte Baptism and the Baptism of John, Restoration Quarterly 25 (1982), 13-32; Fritzleo Lentzen-Deis, Die Taufe Jesu nach den Synoptikern: Literarkritische und gattungsgeschichtliche Untersuchung. Frankfurter Theologische Studien 4 (Frankfurt am Main, Josef Knecht, 1970), 72-76.

[29]Die Stellen in Sir 48,10; 4Esr 6,26f.; 4Q 521; 4Q 558; bei den Rabbinen und in den Targumim werden diskutiert in M. Öhler, Die Gestalt des Elija und Johannes des Täufers, Protokolle zur Bibel 4 (1995), 2-5. Mal 3, 23-24 ist enthalten in der Rolle der kleinen Propheten 4Q XIIa, R. Fuller, The Minor Prophets Manuscripts from Qumran, Cave IV (Ph.D. diss., Harvard University, 1988), zit. nach J. A. Trumbower, The Role of Malachi in the Career of John the Baptist, in: The Gospels and the Scriptures of Israel, Hg. C. A. Evans und W. R. Stegner, Studies on Scripture in Early Judaism and Christianity 3 (Sheffield, Academic Press, 1994), 34. Vgl. auch Strack, Billerbeck IV, 792ff.; J. A. Fitzmyer, More About Elijah Coming First, JBL 104 (1985), 292-294; Webb, John the Baptizer, 250-254.

[30]Auch die Überlegungen, ob Jesus der Prophet Elia sei (Mk 6,15; 8,28), offenbaren, dass diese Erwartung verbreitet war. Ebenso spiegelt die Frage der Obersten an Johannes den Täufer in Jo 1,21 ‚Bist du Elia?‘ diese Erwartung.

[31]Vgl. Öhler, 9-11; Stuhlmacher, 60; Trumbower, 33-39; Nach Lang, 464, ist das Mischzitat aus Mal 3,1; 2Mo 3,20; Jes 40,3 in Mk 1,2f vormarkinisch. Anders J. Gnilka, Jesus von Nazareth: Botschaft und Geschichte (Freiburg: Herder, 1993), 83; Stuhlmacher, 60.

[32]Als übliche Kleidung des Wüstenbewohners deutet J. D. G. Dunn, John the Baptist's Use of Scripture, in: The Gospels and the Scriptures of Israel, Hg. C. A. Evans und W. R. Stegner, Studies in Scripture in Early Judaism and Christianity 3, JSNW Suppl. 104 (Sheffield, Academic Press, 1994), 46-47.

[33]Vgl. Trumbower, 36, Anm. 4; Webb, John the Baptizer, 182f.

[34]Vgl. Stuhlmacher, 60; R. Schnackenburg, Das Johannesevangelium, 1.Teil: Einleitung und Kommentar zu Kap. 1-4, HThK 4,1 (Freiburg: Herder, 1965), 277. Vgl. G. Richter, Bist du Elias? in: Studien zum Johannesevangelium, Hg. Josef Hainz, Biblische Untersuchungen 13 (Regensburg: Pustet, 1977), 1-41.

[35]Das Wiederherstellen der Stämme Jakobs ist eigentlich eine messianische Aufgabe. Deshalb ist vermutet worden, dass Elia in Sirach eine messianische Gestalt ist. Es kann aber auch sein, dass dieser letzte Satz die letzte Folge des Geschehens umschreibt, das mit dem Auftreten des Elia beginnt.

[36]Trumbower, 34.

[37]Nach Josephus, Ant. 18,117-119, wurde der Täufer hingerichtet, weil Herodes eine Volkserhebung fürchtete. Lang, 460f., schreibt dazu: „Hier verrät sich, dass der Täufer in Wirklichkeit eine Botschaft verkündigt hat, die im Sinn eines politischen Messianismus missverstanden werden konnte. Der Bericht des Josephus enthält somit ein indirektes Zeugnis für die eschatologische Verkündigung des Täufers.“

[38]In Qumran, bei Zeloten und anderen jüdischen Gruppen wurde auf das Kommen Gottes zu Gericht und Heil gewartet. Man spekulierte über die Zeit seines Kommens. Bei Johannes gibt es keine Zeitspekulation, weil der große Tag Jahwes unmittelbar bevorsteht. „... die Unableitbarkeit seines prophetischen Sendungsbewußtseins mit der alles tragenden Gewissheit von dem unmittelbar bevorstehenden Ende, wie sie in dieser Konkretion und Direktheit weder in der Apokalyptik noch in Qumran begegnet.“ Lang, 464; vgl. Gnilka, 79.

[39]Ein geläufiges Bild des Gerichts in Israel: 5 Mo 4,20; Spr 17,3; Jes 48,10; Hes 22,18-22; Sach 13,9 u.a.

[40]Zum Beispiel: Jer 16,20; Hes 22,18-22; Joel 2,1-3; Am 5,18-20; Zeph 1,15.18; 2,1; 1QS 5,12.

[41]Dass der Täufer wie die alttestamentlichen Propheten eine Gerichtsbotschaft verkündigte, ist wieder hervorgehoben worden von J. Liebenberg, The Function of the Standespredigt in Luke 3:1-20: A Response to E H Scheffler’s The Social Ethics of the Lucan Baptist (Lk 3:10-14), Neotestamentica 27 (1993), 55-67.

[42]Mt 3,11-12; Lk 3,16-17. Dass Johannes sowohl vom Geist als auch vom Feuer sprach, ist auch wieder von J. Ernst, Johannes der Täufer: Interpretation - Geschichte - Wirkungsgeschichte, BZNW 53 (Berlin, deGruyter, 1989), 306-308, und Webb, John the Baptizer, 273-275 bestätigt worden.

[43]Zum Bild des Gerichts durch Feuer vgl. Becker, 28. Dass Johannes das Bild des Metallschmelzers nicht ausdrücklich aufnimmt, liegt nicht daran, dass es nur eine vorübergehende Reinigung ausdrückt, wie Becker, 28, vermutet, denn Mal 3 spricht nicht von einem nur vorläufigen Gericht. Das Schmelzerbild als Bild einer Reinigung, so sieht Becker, 29, richtig, lässt daran denken, dass auch die Getauften noch „ins Feuer“ müssen. Weil Becker der Meinung ist, dass die Taufe des Johannes vor dem kommenden Gericht bewahrte, kann er das Schmelzerbild nicht hinter dem Feuerwort des Täufers sehen. Zum Bild des Reinigens der Tenne vgl. Webb, John the Baptizer, 295-300; derselbe, The Activity of John the Baptist’s Expected Figure at the Threshing Floor (Matthew 3.12 = Luke 3.17), JSNT 43 (1991), 103-111, das er jedoch überfrachtet, wenn er daraus ableitet, dass der Täufer die Aufgabe hatte, Spreu und Weizen zu trennen, die dann der Kommende nur noch ihrer Bestimmung zuführt. Dass der Kommende die Schaufel schon in der Hand hat, wo Johannes noch wirksam ist, spricht dagegen.

[44]Vgl. Lang, 464.

[45]1QS 8,12-14: „... so sollen sie entsprechend diesen Festsetzungen ausgesondert werden aus der Mitte des Wohnsitzes der Männer des Frevels, um in die Wüste zu gehen, dort den Weg des ... zu bereiten, wie geschrieben steht: In der Wüste bereitet den Weg des Herrn, macht eben in der Steppe eine Bahn unserem Gott.“ Ebenso auch 1QS 9,19-20; 4Q 176.

[46]Stuhlmacher, 62.

[47]Wie Gott in Jes 66,15.16 richtet auch der Menschensohn nach äthHen mit Feuer. Dass der Stärkere der Menschensohn ist, nehmen auch an: Stuhlmacher, 61; Becker, 34-36, 105, These 10; Gnilka, 82. Lang, 470f. begründet, dass Schuhriemen (Begrüßung des Gastes) und Komparativ „in Beziehung zu Gott kaum vorstellbar“ sind. Ähnlich Webb, John the Baptizer, 284f.

[48]Vgl. Trumbower, 38f.

[49]Der Ruf des Johannes zu sozialer Gerechtigkeit wird von Josephus Ant. 18,117 bestätigt.

[50]Mal 3,24; auch Mal 3,5 nennt die Ehebrecher. Unordnung der Familien ist ein geläufiges apokalyptisches Motiv, z.B. Sach 13,3; äthHen 99,5; 100,1; Mt 10,21. Mal 2,13-16 kritisiert als einziger Text des AT die Ehescheidung. Kritisch zur Scheidung auch CD 4,20-21. Vgl. Trumbower, 40.

[51]Zu den Taufbewegungen siehe Lentzen-Deis, 59-76; K. Rudolph, Antike Baptisten: Zu den Überlieferungen über frühjüdische und -christliche Taufsekten (Berlin: Akademie Verlag, 1981).

[52]Webb, John the Baptizer, 188f.

[53]Das ist ein geläufiges Thema der Prophetie: Jes 13,14; 24,18; 30,16.17; Jer 48,44; Amos 5,19; 9,1; Obadja 14.

[54]Mt 3,9. Vgl. Lang, 462f.

[55]z.B. 1QS 2,25-3,9.

[56]Josephus, Vita 9-12, berichtet, dass er Jünger des Bannus war, der sich wegen der Reinheit bei Tag und Nacht häufig in kaltem Wasser badete. Vgl. Webb, John the Baptizer, 112.

[57]Zu Waschungen bei Bannus, bei den Essenern und in Qumran vgl. Webb, John the Baptizer, 108-162; Lentzen-Deis, 59-75. Zum Unterschied zwischen der Johannestaufe und kultischen Waschungen siehe G. Barth, Zwei Gesichtspunkte, 142-145.

[58]Lang, 461.

[59]Auch Proselytentaufe war Selbsttaufe, wenn auch vor Zeugen. Daran denkt Jeremias, 58, wenn er annimmt, dass Johannes nur Zeuge der Taufe war.

[60]Mt 21,25; Lk 7,29; Apg 1,22; 18,25; 19,3. Vgl. Webb, John the Baptizer, 180f.; H. Thyen, ba,ptisma metanoi,aj eivj a;fesin a`martiw/n, in: Zeit und Geschichte: Festschrift R. Bultmann, Hg. E. Dinkler (Tübingen: J. C. B. Mohr, 1964), 132.

[61]Das Tauchbad war die übliche Form, wie sich aus den jüdischen Bestimmungen über Beschaffenheit und Menge des Wassers ergibt. Vgl. Strack, Billerbeck I, 109.

[62]Dunn, Use of Scripture, 50-52.

[63]Vgl. Webb, John the Baptizer, 222-227.

[64]xwr/pneu/ma und Wasserbilder finden sich auch sonst häufig nebeneinander: Jes 32,15; 44,3; Hes 39,29; Joel 2,28.29.

[65]Die Reinigungswirkung des Feuergerichts findet sich zum Beispiel auch in Sach 13,9; Jes 4,4.5; die rituelle Reinigung durch Feuer und Wasser in 4 Mo 31,23.

[66]Jes 52,14-15; Hes 36,25-27: „besprengen“; so auch in 1QJes und anknüpfend an Hes 36 in 1QS 4,20-21: Gott „wird sich einige aus den Menschenkindern reinigen, indem er sie reinigt durch heiligen Geist von allen gottlosen Taten. Und er wird über sie sprengen den Geist der Wahrheit wie Reinigungswasser...“ Das heißt, dass man auch in Qumran einen erwartete, der mit Geist reinigt wie mit Wasser. Vgl. Lang, 468.

[67]Zum Gerichtsaspekt der Geisttaufe siehe B. M. F.van Iersel, He will Baptize you with Holy Spirit (Mark 1,8): The time perspective of baptísei, in Text and Testimony: Essays on New Testament and Apocryphal Literature in Honour of A.F.J.Klijn, Hg. T. Baarda, u. a.  (Kampen: Uitgeversmaatschappij J. H. Kok, 1988), 132-41. Im Gegenteil, mit einer allegorisierenden Deutung, versteht Bo Reicke, Die Verkündigung des Täufers nach Lukas, in: Jesus in der Verkündigung der Kirche, Hg. Albert Fuchs, Studien zum NT und seiner Umwelt, A, 1 (Linz: Fuchs, 1976), 58, auch das Feuerbild positiv: Feuer ist „kein Zerstörungsmittel. Statt dessen soll es ein Medium sein, das mit dem heiligen Geist vom Herrn ausströmt, elektrischem Strom vergleichbar, durch welchen die Ausgewählten gereinigt, geheilt und gestärkt werden.“ Das entspricht nicht dem alttestamentlichen und frühjüdischen Hintergrund der Texte. Vernichtendes Feuergericht findet sich auch in 1QS 4,13.

[68]Böcher, 179, deutet die von Johannes angekündigte Taufe mit dem pneuma als eine Ansage des Gerichts im Sturmwind. Das pneuma als den Heiligen Geist zu verstehen, hält er für spätere christliche Deutung. Vgl. E. Schweizer, ThWNT VI, 397. Diese Sicht berücksichtigt zu wenig den Reinigungs- und Rettungsaspekt des Geistgerichts.

[69]Gnilka, 81: „In ihrem eschatologischen Bezug verweist sie [die Taufe des Johannes] auf jene Taufe, die an dem für die nächste Zukunft erwarteten Gerichtstag gespendet werden wird und der sich alle werden unterziehen müssen.“ Webb, John the Baptizer, 196: „This explicit comparison of their ministries and the identification of them both as baptizing ministries [Mt 3,11] indicates that John's baptism is a foreshadowing of the expected figure's greater baptism.“ Für prophetische Zeichenhandlungen vgl. Gerhard von Rad, Theologie des AT II (München, Kaiser, 1962), 109: „Das Zeichen war eine schöpferische Präfiguration des Kommenden, dem die Verwirklichung auf dem Fuße folgen mußte.“

[70]Fließendes, „lebendiges“ Wasser, bei Johannes das Wasser des Jordan, war am besten geeignet für die Reinigung. Vgl. Webb, John the Baptizer, 181.

[71]Vgl. die Gerichtsaussagen mit dem Bild des Wassers in Ps 32,6; 42,8; 69,2-3.15.16; 124,4.5.

[72]Goppelt, 89, und Stuhlmacher, 62, deuten die Taufe des Johannes bezugnehmend besonders auf Hes 36,25.

[73]Webb, John the Baptizer, 179f.

[74]Zu den Unterschieden bezüglich kultischer Waschungen siehe auch G. Barth, Zwei Gesichtspunkte, 142-146.

[75]Webb, John the Baptizer, 181.

[76]Eine Parallele zur Taufe des Johannes findet sich in den Sibyllinischen Orakeln 4,162-173 (nach 80 n.Chr.): Die Menschen sollen das Böse aufgeben, den ganzen Leib in immer strömenden Flüssen waschen und um Vergebung der Sünden bitten. Dann wird Gott seinen Zorn beenden und nicht zerstören. Aber wenn sie nicht gehorchen, wird die ganze Welt mit Feuer erfüllt werden. Vgl. Webb, John the Baptizer, 120f.; Trumbower, 38.

[77]Schon C. H. Kraeling, John the Baptist (New York, Charles Scribner’s Sons, 1951), S. 117f. vermutet, dass die Taufe „a rite symbolic of the acceptance of the judgment which he proclaimed“ ist. Die Taufe im Jordan bedeute eine Art Vorwegnahme des Eintauchens in den apokalyptischen Feuerstrom. Becker, 39, und auch Lang, 472, kritisieren, dass der Feuerstrom vernichtet und nicht reinigt. Aber das gilt nicht für das Feuergericht aus Mal 3,2-3. Wahrscheinlicher aber ist, dass Johannes an das Gericht durch Wasser/Lauge aus Mal 3,2 anknüpfte, das sowohl vernichtet als auch reinigt, nicht an das Feuergericht.

[78]Lang, 471f., trennt Geist- und Feuertaufe in zwei verschiedene Ereignisse für zwei verschiedene Personengruppen: „Die positive Entsprechung zur Wassertaufe ist ein eschatologischer Reinigungs- und Erneuerungsakt durch den ‚Geist der Heiligkeit‘; die negative Konsequenz für die Selbstsicheren, die die Umkehrtaufe nicht auf sich nehmen, ist ein Vernichtungsgericht durch Feuer.“ Der Kommende wird „vorher die Getauften in einem eschatologischen Reinigungsakt durch den ‚Geist der Heiligkeit‘ für die Existenz in der Heilszeit zurüsten.“ So auch Gnilka, 81: „Die einen sollen die Vernichtung im Feuer empfangen, die anderen die Reinigung durch heiligen Geist.“ Ebenso Webb, John the Baptizer, 197, 199, 293-295; G. Delling, Ba,ptisma baptisqh/nai, Novum Testamentum 2 (1958), 107; Stuhlmacher, 62. Diese Trennung widerspricht dem Parallelismus, in dem Geist- und Feuergericht in Mt 3,11, bzw. Feuer- und Laugengericht in Mal 3,2 stehen. Dagegen Dunn, Spirit-and-Fire Baptism, NovTest 14 (1972), 86: „The Coming One’s baptism is envisaged as a single baptism evn pneu,mati kai. puri, ... its effects would then presumably depend upon the condition of its recipients: the repentant would experience a purgative, refining, but ultimately merciful judgment; the impertinent, the stiff-necked and hard of heart, would be broken and destroyed.“

[79]Webb, John the Baptizer, 186-189.

[80]Vgl. Dunn, Use of Scripture, 52.

[81]Obwohl Becker, 38, darauf hinweist, dass Johannes keinerlei positive Zusagen macht, deutet er die Taufe doch als das „Mittel, die Ursache des kommenden Zorns ... zu annullieren,“ als die „Möglichkeit [des Einzelnen], sich gerade dem allgemeinen Gerichtsurteil über ganz Israel zu entziehen.“ (Becker, 40) Aber die Rettung besteht nicht darin, sich dem Zorn zu entziehen, sondern sich ihm zu stellen.

[82]Vgl. Thyen, ba,ptisma, 132;  Webb, John the Baptizer, 171f.

[83]Vgl. Ernst, 269-272. Lang: 462: „... verbürgt die Anwartschaft auf die Rettung im Endgericht, sie ist selbst aber noch nicht die Versetzung in das Endheil ... Sie ist angelegt auf eine Vollendung durch den, der die letzte Entscheidung fällt im Endgericht.“ Lang, 460, sieht zwar: „Immerhin schimmert durch, dass Johannes seine Bußtaufe zur Vergebung der Sünden mit der Forderung nach Früchten, die der Buße angemessen sind, verbunden und sie nicht als automatische Heilsgarantie verkündigt hat.“ Doch schreibt er (461): „Der Täufling wird gewissermaßen ‚versiegelt‘ für die Rettung im Endgericht. Im Vollzug der Übernahme der Taufe, die mit einem Sündenbekenntnis verbunden ist und die Bereitschaft zu einer Neuausrichtung der ganzen Lebensführung einschließt, wird die Sündenvergebung von Gott empfangen.“ Die Taufe ist nicht nur eine menschliche Bitte um Vergebung (so M. Barth, Taufe ein Sakrament?, 125), „sondern sie ist selbst ein von Gott durch den Täufer angebotener, die Vergebung der Sünden vermittelnder Ritus, durch den die Errettung vor dem ‚kommenden Zorn‘ (Mt 3,7) verbürgt wird.“ Vgl. Thyen, ba,ptisma, 132. Gegen Ernst argumentiert auch Webb, John the Baptizer, 191-193, und spricht von einer Vermittlung der Vergebung durch die Taufe, sodass der Mensch im kommenden Gericht bewahrt bleibt.

[84]A. Schlatter, Johannes der Täufer (Basel: Friedrich Reinhardt, 1956), 147.

[85]Nach Webb, John the Baptizer, 177f., die Sadduzäer.

[86]Dass sie in ihrer Selbstsicherheit die Taufe überhaupt begehrten, zeigt, dass sie die Taufe nicht als ein Mittel der Vergebung verstanden.

[87]W. G. Kümmel, Die Theologie des Neuen Testaments nach seinen Hauptzeugen: Jesus, Paulus, Johannes (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1988), 29.

[88]Goppelt, 93.

[89]Predigt vom Reich Gottes Mt 3,2; 4,17, Gerichtsbild vom Baum, der gefällt wird Mt 3,10; 7,19; „Otterngezüchte“ Mt 3,7; 12,34; 23,33.

[90]Zweimal wird berichtet, dass Johannes Einwände hatte; beide Male, weil der Taufwunsch nicht mit Buße verbunden war: bei den Pharisäern und Sadduzäern sowie bei Jesus.

[91]Vgl. Beasley-Murray, 57.

[92]J. C. O'Neill, The Origins of Christian Baptism, Irish Biblical Studies 16 (1994), 102.

[93]Delling, Ba,ptisma baptisqh/nai, 93-95.

[94]Ebd., 110.

[95]Wenn auch nicht stellvertretendes Leiden wie Jesus selbst. Vgl. dazu Kol 1,24, evtl. auch Mk 9,49.

[96]Z.B. das Bild der Wehen bei der Geburt in Mk 13,8; Jh 16,20-22; Apg 2,24. Cf. Conrad Gempf, The Imagery of Birth Pangs in the New Testament, Tyndale Bulletin 45 (194), 119-135.

[97]Vgl. Jeremias, 60f.; vgl. H.-W. Bartsch, Die Taufe im Neuen Testament, EvTh 8 (1948/49), 89, der die Himmelsstimme so deutet: „Du wirst getauft, nicht für deine Sünden, sondern für die des ganzen Volkes.“

[98]Stuhlmacher, 146, 154f.; Jeremias, 272-284.

[99]J. A. T. Robinson, The Baptism of John and the Qumran Community, Harvard Theological Review 5 (1957), 185-186, erwägt, dass sich die Leute von Qumran als die verstanden, die für Israel Erlösung schaffen – auch ein stellvertretendes Sühnen, wenn auch in Qumran als Priester. 1QS 8,3-4. O'Neill, 102, vermutet, dass es die Vorstellung gab, dass der Täufer sterben (die Todestaufe erleiden) musste, um den von ihm Getauften Rettung zu verschaffen. Das aber ist sehr fraglich.

[100]Vgl. Apg 8,38. Did 7 wird erörtert, was zu tun ist, wenn nicht genügend Wasser vorhanden ist.

[101]Apg 2,38; 8,36; 9,18 u.a., 1Kor 6,11; Gal 3,27; Mk 16,16; Eph 5,26 u.a.

[102]Collins, 38.

[103]Hartmann, Taufe, Geist und Sohnschaft, 100: „Die urchristliche Taufe ist voll eschatologischen Gehaltes, der in der Sprache der jüdischen Mutterreligion ausgedrückt ist.“

[104]Bartsch, 86. vgl. 87: „... dass die Taufe eine Übernahme des Todes Christi bedeutet.“

[105]O'Neill, 101.

[106]G. Barth, Zwei Gesichtspunkte, 150. Dagegen trennt Kraft, 410f., die christliche und johanneische Taufe, wenn er vermutet, dass die Urgemeinde durch die Geistgabe zu Pfingsten und nicht durch die Johannestaufe dazu kam, die Taufe zu praktizieren. Weil Jesus durch die Taufe zum Propheten berufen und mit dem Geist begabt wurde und zu Pfingsten der Geist ausgegossen wurde, musste man nun die Taufe als Aufnahmeritus befolgen, um ebenfalls den Geist zu bekommen. Kraft leitet die christliche Taufe und auch das Taufbekenntnis (Anrufung des Namens Jesu) aus Joel ab. Hier sind wieder christliche Taufe und Johannestaufe getrennt.

[107]G. Barth, Die Taufe in frühchristlicher Zeit, Biblisch Theologische Studien 4 (Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag, 1981), 43.

[108]Mt 28,19; Apg 8,16; 1Kor 1,13.15; in Apg 19,1-6 und 1Kor 10,2 als Unterscheidungsmerkmal benutzt.

[109]G. Barth, „Zwei Gesichtspunkte," 154-159.

[110]So wird die Formel gedeutet von L. Hartman, Auf den Namen des Herrn Jesus: Die Taufe in den neutestamentlichen Schriften, Stuttgarter Bibelstudien 148 (Stuttgart: Katholisches Bibelwerk, 1992).


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